Verschiffung nach Kanada und USA

Was ihr verschifft das eigene Fahrzeug nach Kanada? Was das geht? Ist das nicht teuer und kompliziert? Solche Fragen höre ich immer wieder – und habe sie mir vor etwas mehr als einem Jahr selber auch gestellt. Jetzt weiss ich wie es geht!

Über das Verschiffen nach Kanada und die USA, Versicherungen und die Abläufe dazu – als Hilfe für andere Reisende und Intressierte.

Übersicht

Dieser Blogbeitrag soll eine Übersicht geben über die Erfahrungen die ich mit dem Verschiffen gemacht habe. Ich erhebe keine Ansprüche auf Richtigkeit oder Vollständigkeit, vielmehr widerspiegelt es die persönlichen Erfahrungen. Ähnliche Informationen finden sich viele online, meine datieren auf Mitte 2018.

Was muss beachtet werden, wenn das Fahrzeug aus Europa hinausgenommen wird?

Verschiffung

Verlässt man kontinental Europa mit dem Fahrzeug, so bleibt einem eigentlich nur die Verschiffung als Transportmöglichkeit. Bei der Verschiffung unterscheidet man grob zwischen Containerverschiffung, das Fahrzeug wird in ein Container geladen und dieser verschifft, und Ro-Ro (RollOn and RollOff) Verschiffung, das Fahrzeug wird ähnlich wie bei einer Fähre einzeln auf das Schiff gefahren. Genaueres ist im Abschnitt Verschiffung beschrieben.

Versicherung

Bei der Verschiffung gilt es ein paar versicherungstechnische Dinge zu beachten. Konkret geht es um die Transportversicherung sowie die Haftpflicht und allfällige Kaskoversicherungen im Zielland. Meine Erfahrungen dazu sind im Abschnitt Versicherung zusammengefasst.

Ablauf

Eine kurze Schilderung des Ablaufs der Verschiffung von der Buchung bis zum Empfang des Schiffes.

Verschiffung

Wie oben beschrieben, stehen verschiedene Verschiffungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Wahl hängt von vielen Faktoren ab wie z.B. Verfügbarkeit der Schiffsroute, Preis und nicht zuletzt wieviel man selber machen möchte und wie viel man outsourced, also andere machen lässt.

Wir haben uns für die RoRo Verschiffung entschieden und dafür einen Dienstleister (SeaBridge) entschieden. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, einerseits haben sie einen sehr guten Ruf (dieser hat sich jetzt auch in der persönlichen Erfahrung bestätigt), andererseits treten sie als Generaldienstleister auf, d.h. alles läuft über sie. Ein weiterer Grund ist die Möglichkeit, die Ausrüstung im Fahrzeug zu lassen, dieses muss lediglich blickleer sein. Bei anderen Reedereien muss das Fahrzeug leer (wie neu) sein.

Natürlich kostet das etwas mehr, wobei die Preise der Leistung gerecht werden. Die reinen Verschiffungskosten sind volumenabhängig, dazu kommen fixe Handlinggebühren für den Hafen, Zoll und Ähnliches. Für unseren Nissan NV200 beliefen sich die Kosten für die Verschiffung von Hamburg nach Halifax auf rund 1700 Euro (inkl. aller Gebühren). Zusätzlich, und dies ist optional, kann man über SeaBridge eine See-Transportversicherung abschliessen für 0.9 % des Fahrzeugwertes.

Versicherung

Eine optionale Versicherung ist die oben erwähnte Transportversicherung, welche aber nur für den Seetransport gilt.

Das Fahrzeug selber muss in Kanada und den USA (sowie auch in den weiter südlichen Ländern) versichert sein. Vor allem eine Haftfplichtversicherung ist nötig. Bei der hier beschriebenen Variante wird das Fahrzeug nur temporär eingeführt und bleibt in Europa angemeldet, die Nummernschilder bleiben also drann (gibt auch einige die es anders handhaben, aber dazu gibt es andere Blogs ;-)).

Europäische Versicherungen (genauer schweizer und liechtensteiner Versicherungen) gewähren keinen Haftpflichtversicherungsschutz in den USA und Kanada. Für die USA findet man einige Versicherungen (ansässig in den USA) die Fahrzeuge versichern, jedoch nicht für Kanada oder nur wenn man von den USA aus nach Kanada fährt, was bei uns aus Visagründen nicht der Fall ist. Übrig bleibt nur genau eine Versicherung (und ich habe lange gesucht), nämlich Thum Insurance. SeaBridge offeriert diese Versicherung und Thum selber auch, preislich macht es keinen unterschied wo man die Offerte einholt. Wir haben uns für den „Umweg“ über SeaBridge entschieden, so haben wir nur einen Ansprechpartner. Versicherbar sind Wohnmobile die nicht älter als 30 Jahre sind (sonst müssen weiter Abklärungen angestellt werden) wobei offenbar vereinzelt auch das Datum des Umbaus gilt und nicht des eigentlichen Fahrzeuges. Buchbar ist nur ein Kombipaket von Haftpflicht- und Kaskoversicherung, welche in unserem Fall knapp 1500.- US-Dollar für 6 Monate kostet.

Ich habe mit meiner Versicherung (Mobiliar) folgenden Deal abgeschlossen. Meine umfangreiche Kaskoversicherung ist weltweit gültig (auch Kanada und USA) wobei subsidiär vorgegangen wird, d.h. Mobiliar zahlt nur die Kosten die von der amerikanischen Versicherung nicht gedeckt sind (Deckungsumfang und Summe ist viel kleiner). Diese Erweiterung kostet mich nicht mal 200.- Franken. Zusätzlich rechnen sie mir die US Haftpflichtversicherung an solange ich diese nachweise, d.h. ich kriege den Differenzbetrag rückerstattet. Recherchiert man dies online, so machen dies auch andere Versicherungen so oder so ähnlich.

Die Versicherung ist nicht günstig, aber man hat keine andere Wahl und die Lösung ist so gut geregelt.

Ablauf

Bei SeaBridge kann ganz einfach online eine Offerte angefragt werden, sie reagieren in der Regel innerhalb von 24 h zu Bürozeiten. Will man buchen, so läuft das einfach per Email, Stornierung ist grundsätzlich (zumindest bei mir war es so) bis zur Verschiffung möglich. Kurz nach der Buchung erhält man per Post umfangreiche Unterlagen zur Verschiffung (Abläufe, Adressen, Kontakte) sowie Hintergrundinfos zur Ankunftsdestination (Campinplätze, Gesetze, Einkaufsmöglichkeiten etc.)

Abgabe in Hamburg

Wie gesagt, SeaBridge hat alles vorbereitet. Man meldet sich am Hafen (Adresse wird einem mitgeteilt), man erhält dort die nötigen Unterlagen mit dene man das Hafengelände betreten darf (nur eine Person erlaubt und Warnweste ist nötig). Dort fährt man ca. 100 Meter und meldet sich bei einem Hafenmitarbeiter. Dieser prüft die Daten, klebt einige Kleber auf die Windschutzscheibe und danach wird ein Checker herbeigerufen. Dieser prüft die bestehenden Schäden am Fahrzeug (Kratzer etc.) und notiert diese. Danach erhält man die Bestätigung dass man das Fahrzeug abgegeben hat und kann das Hafengelände verlassen.

Generell gilt, das Fahrzeug muss blickleer sein (wurde bei mir nicht geprüft), d.h. alles muss in Schränken und/oder Staufächern verräumt sein. Wertsachen, Lebensmittel und Gefahrenstoffe dürfen nicht mitgeführt werden (wurde bei mir ebenfalls nicht kontrolliert). Gastank muss leer sein (abbrennen oder Gasflaschen entfernen) und der Dieseltank darf höchsten 1/4 gefüllt sein (auch dies wurde bei mir nicht geprüft). Des Weiteren muss das Fahrzeug sauber sein, insbesondere darf keine Erde oder Blätter im oder am Fahrzeug sein (Unterboden und Radschächte prüfen), dies wird in Kanada geprüft. Der Unterboden wird mit Dampf desinifiziert (da ist man aber nicht dabei) und eine entsprechendes Zertifikat wird mitgeliefert (wird alles von SeaBridge organisiert). Wenn es irgendwelche Besonderheiten am Fahrzeug gibt die beim Rangieren desselben beachtet werden muss, lohnt es sich diese Infos gross auf Englisch auszudrucken und in die Fahrerkabine zu kleben (z.B. der Hinweis, dass ein Fahrradträger am Heck ist oder Ähnliches).

Man selber darf nun gemütlich nach Kanada reisen und ca. 3 Wochen dort verbringen oder zu Hause noch die letzten Dinge erledigen.

Verschiffung

Insgesamt dauert die Verschiffung ca. 3 Wochen, wobei die eigentliche Schiffahrt nur 14 Tage dauert (Verspätungen nicht ausgeschlossen). Beim Lade- und Entladehafen braucht es jeweils für die Prüfungen etc. noch Zeit.

Sobald das Schiff unterwegs ist, erhält man von SeaBridge die Rechnung sowie die Schiffsdaten (man kann das Schiff dann online tracken). Nach Begleichung der Rechnung bekommt man die Frachtpapiere per Email mit denen man das Fahrzeug in Kanada wieder erhält.

Abholung in Halifax

Auch dieses Prozedere wird von SeaBridge genauestens beschrieben. Man muss insgesamt an drei Orte gehen, da diese etwas ungünstig liegen muss man fast auf ein Taxi oder eine andere Fahrgelegenheit setzen (wir hatten das Glück einer super Gastmutter die uns herumgefahren hat).

Spediteur

Ungefähr einen Tag nach der Ankunft des Schiffes (hatte einen Tag Verspätung in unserem Fall) kann man die nötigen Unterlagen beim Spediteur in Halifax abholen. Dieser hat die Zolldokumente sowie die Hafendokumente vorbereitet. Dem Spediteur muss man 150 kanadische Dollar zahlen (weshalb dies SeaBridge nicht überweist weiss ich nicht).

Zoll

Mit den Fracht- und Zolldokumenten fährt man zum kanadischen Zollbüro in Halifax. Dort werden einem einige Fragen gestellt (bei mir dauerte dies keine 2 Minuten) und man erhält die nötigen Stempel sowie Zollpapiere für das Fahrzeug die man behalten muss. Grundsätzlich ist es nicht erlaubt, dass Fahrzeug länger als ein Jahr in Kanada zu haben und es darf auch nicht unbeaufsichtigt hier bleiben, d.h. man darf es nicht einstellen und nach Hause fliegen. Muss man dies trotzdem, z.B. bei einem Familiennotfall, muss man sich beim Zoll melden (ist aber gemäss Zollbeamte dann nur eine reine Formsache – und so wie ich die Behörden hier kennengelernt habe wirklich kein Problem).

Mit den abgestempelten Unterlagen, erneut hat niemand mein Fahrzeug angeschaut, gehts zum rund 2 Kilometer entfernten Hafen.

Hafen

Am Hafeneingang erhält mein ein Visitor Schildchen (erneut ist eine Sicherheitsweste nötig, man erhält sie aber auch dort und es dürfen mehr als eine Person auf das Gelände) und wird dann auf das Hafengelände zu einem Büro gefahren. Dort kommt jemand mit zum Fahrzeug, man schaut dieses gut an ob es beschädigt ist und unterschreibt dann die Übernahme. Dann fährt man runter vom Gelände und das wars.

Fazit

Ich hätte nie gedacht, dass dies so einfach abläuft. Am meisten Aufwand und die grösste Sorge hatte ich bei der Versicherung, doch im Endeffekt bietet auch hier SeaBridge eine optimale Lösung.

In Hamburg habe ich für die Abwicklung keine Stunde benötigt, in Halifax hat mich die Erledigung inkl. Fahren auch weniger als eine Stunde in Anspruch genommen.

Ich bin auf kein Hinderniss gestossen und alle involvierten Personen waren sehr kompetent, hilfsbereit und sie sind sich an Reisende wie uns gewöhnt.

7 Antworten auf „Verschiffung nach Kanada und USA“

  1. Lieber Janosch,
    Danke für den ausführlichen Bericht. Genau das wollte ich schon immer wissen. Weiterhin gute Reise 🙂!

    Markus

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