Nach langen Stunden im Zug sind wir in Halifax angekommen und haben ein traumhaftes AirBnB bezogen, ein Tag noch bis wir unser Trotti BrumBrum wieder erhalten und uns in neue Abenteuer stürzen können. Alles ist perfekt – bis zu dieser einen Sekunde.
Ankunft
Nach unserer Ankunft in Halifax machen wir uns auf den Weg zum AirBnB. Wir haben eine grobe Beschreibung – quer über den Park und zur Bushaltestelle. Hmm aber das gibt drei Orte, denn wir stehen genau in einem Eck. Da taucht auch schon die Trainee (deren Namen wir immer noch nicht kennen) auf und bringt uns zur richtigen Bushaltestelle, ihr letzter heroischer Akt in unserer Gegenwart.
Kurze Zeit später kommt der Bus, wir fahren ein paar Stationen (eine zu weit weil ich nicht auf Christina gehört habe), laufen ein paar Meter, klingeln und werden alsbald von Judith herzlich begrüsst. Judith kommt ursprünglich aus Neuseeland, lebt aber schon lange in Kanada und vermietet ein Zimmer auf AirBnB- ein AirBnB der Sonderklasse! Müde fallen wir nach einem kühlen Bier ins Bett und schlafen erstmals 12 Stunden (Christina noch ein paar mehr :-D).
Das Bett
Da unser Schiff einen Tag Verspätung hat, wollen wir die Zeit nutzen und Halifax anschauen, nicht aber bevor wir ausgiebig frühstücken. Nach dem Frühstück gehts nocheinmal ins Bett – auf dem Bett lässt es sich einfach so bequem mit dem Laptop surfen. Es geht nicht lange – wir liegen beide im Bett – da gibt es einen lauten Knall, dann knackst es, kleppert und scheppert, wir hören Holz brechen und splittern und – ich liege 30 cm tiefer am Boden. Und nein wir lagen einfach so im Bett, ganz unschuldig.
Fuck ich habe ein Bett getötet. Jetzt bin ich schon ein Massenmörder, nicht nur ein Vogel musste drannglauben, jetzt auch noch ein Bett. Bevor ich wirklich realisiere was passiert ist, klopft auch schon Judith an die Türe und fragt ob alles in Ordnung ist – nein ist es nicht.
Den restlichen Tag verbringe ich mit Judith in ihrem Keller und wir reparieren das Bett fachmännisch. Die nächste Nacht hält es wunderbar und ich hoffe, dass es auch noch den einen oder anderen Reisenden aushalten wird.
Ich bin mir bis jetzt nicht ganz sicher, ob ich ein grösseres schlechtes Gewissen hatte das ich das Bett kaputt gemacht habe oder Judith das sie uns ein Bett gibt das kaputt ging. Wir hatten aber einen lustigen Nachmittag zusammen.
Sehenswürdigkeiten
Abends um halb Sieben machen wir uns dann doch noch auf den Weg nach Halifax (Judith fährt uns nach Downtown, so schlimm kann es also nicht sein ;-)). Um diese Zeit haben aber bereits alle Sehenswürdigkeiten geschlossen (wir wollten uns das Maritime Museem anschauen). Wir schlendern über den Boardwalk und schauen uns den Hafen etwas an. Christina gönnt sich noch ein
Beavertail bevor wir dem Tipp von Judith folgen und für CAD 2.50 mit der Fähre nach Dartmouth übersetzen.
Dartmouth ist die Zwillingsstadt von Halifax und liegt auf der anderen Seite des Hafens. Zwei Fähren fahren dort rüber. Wir nehmen die Letzte der einten und laufen auf der anderen Seite zur Anderen um zurückzufahren – alles klar?
Während die Sonne untergeht lassen wir so den Abend ausklingen.
Die tief hängenden Wolken und die Sonne die bereits hinter dem Horizont verschwunden ist, tauchen den Himmel in ein tiefrotes Feuerspektakel. Was für ein Start in Halifax – was für ein Tag – was da wohl nocht kommt? Ich weiss es bereits, hihi.
Abholen des Campers
Die Verschiffung habe ich ja bereits beschrieben. Deshalb hier alles in einem Schnelldurchgang. Judith fährt mich und so spare ich mir das Taxi – danke Judith – und das nachdem ich ihr Bett kaputt gemacht habe.
Rein ins Auto, losfahren, rüber über die Brücke, rein ins Industriegebiet, raus aus dem Auto, rein ins Büro, 150 CAD zahlen, Dokumente erhalten und bevor Judith ihr Buch aufschlagen konnte sitze ich wieder im Auto. Rüber über die Brücke – also über Dieselbe zurück – ein paar Kurven und Strassen befahren (ich habe die Orientierung verloren), parken vor dem Customs Office (danke Judith fürs warten), rein ins Office, mit Zöllner über Gott und die Welt plaudern, Stempel dort, Stempel hier und noch ein Stempel, raus und wieder ins Auto (ich glaube Judith hat keine Seite gelesen in dieser Zeit – und dies nicht weil sie langsam liest), ein paar Strassen fahren, aussteigen, runter zum Hafen, Warnweste anziehen, rein in den Pick-up, hundert Meter fahren (die hätte ich auch laufen können, durfte ich aber nicht), rein ins Büro, warten Formular wird von Lehrling oder so ausgefüllt – deshalb dauert es etwas – raus, da steht er schon, uiiii die Radkappen fehlen, ah nein die sind im Fahrzeug – Fahrzeug sichern an Bord und so – Schäden prüfen, keine Schäden vorhanden, Siegel entfernen und unterschreiben, einsteigen und losfahren. Seht ihr? Kein Problem so eine Verschiffung!
Ich hole Christina ab, wir laden unser Gepäck ins Auto uns los gehts. Unser Tagesziel ist ein Campingplatz in der Nähe von Peggys Cove – dort wollen wir unser Gepäck im Camper verstauen und alles reiseparat machen. Zuerst heisst es noch einkaufen (Essen, Gas und derlei Dinge). Bei CAA (kanadischer Automobilclub) holen wir uns noch aktuelle Karten (Gratis sofern man beim TCS ist oder vorgibt dort zu sein, sorry Kanada für die kleine Lüge).
Und endlich on the road again – drei Wochen ohne Fahrzeug – ich habe es vermisst.
Peggys Cove
Bewusst wollen wir uns Zeit nehmen um alles gründlich zu verstauen und parat zu machen und so steht nichts weiter auf dem Plan als wir auf dem Campingplatz ankommen. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen direkt am Meer und neben uns hat es ein älteres Pärchen in einem VW-Bus.
Peggys Cove liegt etwas südlich von Halifax und ist eine richtige Touristenhochburg – aber eine schöne Touristenhochburg.
Unweit von Peggys Cove ist vor über 20 Jahren der Swissair Flug SR111 abgestürzt – wohl die erste Katastrophenerinnerung die ich aus meiner Kindheit habe. Heute erinnert ein schlichtes, aber schönes Denkmal an die Opfer.
Wir machen uns also daran unser Trotti BrumBrum komplett leer zu räumen und alles wieder neu einzuräumen – puhh ist das Eng und doch hat es viel Platz für Tanzschuhe, Kosmetika, usw. Was Christina immer alles mitnehmen muss, als ich alleine war hatte meine Drohne, meine zwei Kameras, meine drei Stative, vier Objektive, zwei Blitze, mehrere Filter und noch viel mehr Kamerazubehör locker platz im Bus, aber jetzt? TsTsTs….
Als wir schon fast verzweifeln kommt ein älterer junggebliebener Herr (vom VW-Bus nebenan) mit einer Weinflasche und zwei Weingläser auf uns zu und drückt sie uns in die Hand, wir hätten ja so streng gearbeitet, Zeit für etwas Wein. Verdutzt schauen wir uns an, wissen nicht was sagen, er läuft davon, nur um dann mit Käse zurück zu kommen – Wein ohne Käse sei ja nicht trinkbar.
So haben wir David kennen gelernt. Er und seine Frau Robin werden uns den wohl besten Reisestart bescheeren den man sich vorstellen kann. Aber dazu ein andermal mehr.
Ja, das Leben ist hart! Doppelmörder! Vielleicht tröstet es dich: Ich gehöre dazu! Ich hatte auch schon – es tat mir so weh – ein Reh überfahren (Engadin, frühmorgens, eisig usw., du weisst schon). Und auch einst ein Gastbett zerstört. Ich war mit einem Kollegen und seiner Klasse in Berlin; gewohnt haben wir in der Nähe von Königswusterhausen (er stammte von da und kannte fast alle Leute) bei einer ihm bekannten Familie. Dieses Bett war DDR-würdig, da ist nichts Wertvolles daran kaputtgegangen. Aber für mich war es damals schockierend, weil neuartig. Na ja . . .
Viel Glück und viele schöne Erlebnisse!
Markus
Da fahren wir nach Kanada und plötzlich erfahre ich da Dinge von dir :-D. Da bin ich ja gespannt, was ich noch so alles erfahre.
Ja bis jetzt habe ich zum Glück noch nichts Grösseres vor die Motorhaube gekriegt, wenn auch schon einige heikle Situationen erlebt.
Das Bett im Trotti-BrumBrum hat bis jetzt gehalten!
Liebe Grüsse
Janosch