Dovrejfell-Sunndalsfjella Nationalpark – Begegnung mit einem Moschusochse

Nach etwas Entspannung auf einem günstigen Campingplatz, einer Dusche und vielen Ideen im Kopf, war es Zeit aufzubrechen. Die beiden vorhergehenden Nächte habe ich auf einem kleinen Campingplatz am Rande des Dovrefjell-Sunndalsfjella Nationalparks verbracht. Von Moschusochsen habe ich schon einiges gehört, damit beschäftigt habe ich mich aber noch nicht. Das sollte sich bald ändern.

Dovrefjell-Sunndalsfjella Nationalpark

Fährt man Entlang der E6 von Lillehammer nach Trondheim oder umgekehrt, durchfährt man gezwungenermassen diesen Nationalpark. Die E6 trennt ihn in einen kleineren östlichen Teil und einen wesentlich grösseren westlichen Teil. Der weitläufige Nationalpark bietet meherern Tierarten ein natürliches Habitat – unter anderem dem Moschusochsen. Doch zuerst ein Schritt zurück.

Campingplatz und Moschusochsen-Safari

Auf dem oben erwähnten Campingplatz bin ich per Zufall gelandet, online sah ich, dass er offen ist und ganz ein kleinwenig Abseits der vielbefahreren E6 liegt und über WLan verfügt. Bei meiner Ankunft ist alles leer. An der Tür ein Schild, man solle sich einfach hinstellen, jemand komme dann irgendwann mal vorbei und begrüsse einem – sehr schön, gefällt mir. Einige Stunden später sehe ich einen älteren Herren auf einem Rasenmäher daherfahren und freundlich winken, ich winke zurück und er fährt weiter. Hmm und jetzt? Etwas später sehe ich ihn wieder und es stellt sich heraus, dass er ursprünglich aus Deutschland kommt und diesen Campingplatz aufgebaut hat, jetzt führt ihn aber seine Tochter – sie habe aber gerade keine Zeit denn zwei Lämmer sind gerade auf dei Welt gekommen. Bezahlen könne ich auch noch später, er kümmere sich nur noch um die Moschusochsensafari – uiii klingt spannend – aber zu teuer für mich und ich lehne dankend ab. Später kann ich dann noch bezahlen und verbringe also zwei Tage hier.

Moschusochsen ohne Safari – oder doch nicht?

Zwei Tage später, dass Wetter hat wieder auf schön gewechselt, fahre ich also hoch in den Nationalpark. Auf einem Parkplatz entdecke ich ein Schild das gross auf die Moschusochsen hinweist und ein paar Infos dazu gibt. Hmm denke ich mir, klingt schon spannend, aber die kriege ich nie zu Gesicht – handkehrum, es ist ja erst Mittag also noch viel Zeit. Gut, ich schnalle meine Fotoausrüstung um und stapfe los.

Foto eines Schotterwegs unter blauem Himmel im Dovrefjellnationalpark
Weg im Dovrejfellnationalpark

Viel Auswahl habe ich nicht, ein Schotterweg, rechts und links Schnee (sieht auf dem Bild nicht so aus – aber darauf komme ich gleich noch zurück). Das geht ca. 500 Meter so, dann ist der Weg zu Ende. Die roten Pfosten markieren wohl gut den Wanderweg – aber eben, Schnee und so. Jetzt ist es halt leider so, dass der Schnee keinen Koloss wie mich mehr tragen mag (ist ja Frühling und alles taut), und das geschmolzener Schnee nun mal die physikalische Eigenschaft hat zu Wasser zu werden – viel Wasser. Alles ist nass. Gut, also nach 500 Meter gebe ich nicht auf. Stapfend bahne ich mir einen Weg weiter. Nach weiteren ca. 500 Meter machts schwups, und ich spüre eiskaltes Wasser meinen rechten Fuss bis zum Knie umspülen, der Schnee steht mir bis zum Schritt – scheisse. Ein Schritt weiter – schwups, dasselbe Links. Ja ein kleiner Bach unter dem Schnee sieht man halt nicht – man spürt ihn.

Jetzt bin ich schon pflotschnass, kann ich also auch getrost weiterstapfen im Schnee. Nach ca. einer halben Stunde habe ich mich auf eine Anhöhe „gekämpft“ und lasse den Blick umherschweifen – so wirklich glauben tu ich es ja nicht, dass ich wirklich einen Moschusochsen zu Gesicht bekommen könnte. Doch Moment, was ist das? Ein braunes Felldingsbums?

Bild eines liegenden Moschusochsen.
Also ein Löwe ist es nicht.

Ich bin total aus dem Häuschen und der Puls ist im Himmel. Da liegt tatsächlich eines dieser riesigen Urzeittiere – eines von ca. 240 im riesigen Nationalpark. Und jezt? Ich meine auch ein schöner Arsch kann entzücken – aber fototechnisch ist das jetzt nicht so ein burner! Anstupsen geht ja auch nicht – also warten.

Ich ganz konzentriert durch mein Fotokasten am gucken als ich plötzlich neben mir was höhre – uiii bin ich erschrocken. Es war aber kein Moschusochse, sondern ein Mensch. Ganz im Bann spreche ich ihn auf English an – und kriege auf Deutsch die Antwort: „Dich kenne ich!“. Haha, es ist der Campingplatzbesitzer (oder Exbesitzer) der hier in seinem Safarigebiet für seine Kundschaft in 3 Stunden die Moschusochsen sucht – ohne es zu wissen bin ich also genau in diesem Gebiet gelandet wo er mit seiner Kundschaft hingeht – und das erst noch Gratis. Wir unterhalten uns einwenig – er erzählt mir ein paar Fakten zu Moschusochsen – und zieht dann wieder von dannen und ich kann mich wieder den Fotos widmen. Der Moschusochse ist nun auch aus dem Traumland erwacht und sucht sich ein paar saftige Halme.

Foto eines weidenden Moschusochsen
Weidender Moschusochse

Nach einer guten Stunde trette ich den Rückzug an und stapfe nass aber glücklich zum Auto zurück. Ich geniesse die Fahrt durch den Nationalpark und lasse diesen bald hinter mir.

Foto von Eisschollen an einem teilweise gefrorenen See.
Eisschollen am See

Die Wolken werden dichter und Regen kündet sich erneut an. Vorbei an auftauenden Seen suche ich mir einen ruhigen Nachtplatz – den am nächsten Tag möchte ich es noch einmal wissen. Der Jotunheimen Nationalpark ruft – dort sind die höchsten Bergen Norwegens zu hause – und viel Schnee. Aber zunächst rufen süsse Träume.

Foto des roten Campervans an einem See.
Stellplatz am See

 

 

2 Antworten auf „Dovrejfell-Sunndalsfjella Nationalpark – Begegnung mit einem Moschusochse“

  1. Ein Superfoto, dieses tierische Mannsbild!
    Er sieht jedoch etwas traurig aus, als ob es ihm nicht so recht wohl wäre in seiner Haut. Aber das Leben ist schwer . . . , zumal im Norden . . .

    Liebe Grüsse

    Markus

    1. Vielleicht auch meine Ausdünstungen nach nicht so viel Duschen unterwegs? Hmm, nein wenn ich darüber nachdenke, ich kam ja gerade vom Campingplatz mit Dusch. Wohl doch der Norden….

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