Nova Scotia – Mainland

Nova Scotia zählt als Teil von Atlantic Canada und lässt sich grob in zwei Teile aufteilen. Ich nenne es mal frei Schnauze Mainland – der südliche Teil – und Cape Breton Island – hmm Cape Breton Island (der offizielle Name). Wie bereist man also das zweitgrösste Land der Welt? Man lässt sich viel Zeit. Dies nur, da wir uns noch absolut keine Idee über die Distanzen machen können.

Puhh, ich weiss gar nicht wo anfangen. Wir haben unser Trotti-BrumBrum bereits seit drei Wochen. Wir selber sind bereits seit fünf Wochen in Kanda und ich bin bereits seit fast 16 Wochen unterwegs. Viel ist bereits passiert – so viel, das wir bereits immer wieder durch die Gegend fahren und sagen – schau ein Strand, hmm da haben wir aber schon Schönere gesehen. Christina hat mich zunächst ausgelacht, wenn ich das gesagt habe – mittlerweile ist es unser „Running-Gag“. Aber jetzt mal ernsthaft – los gehts.

Southshore

Southshore bezeichnet man generell die Atlantikküste südlich von Halifax. Wir sind sie ungefähre bis zur Hälfte runter gefahren. Am meisten beeindruckt hat uns dabei das kleine Städtchen Lunenburg. Lunenburg ist die älteste deutsche Siedlung Kanadas. Der Stadtkern mit seinen bunten Holzhäuschen gehört seit 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Eine der vielen bunten Strassen in Lunenburg in Nova Scotia, Kanada.
Lunenburg

Moment wie war das jetzt mit – kenne ich schon, habe ich schon gesehen? Jähhhh, so was habe ich dann doch noch nicht gesehen. Lunenburg erstrahlt in einem eigenen Charme und es lädt geradezu ein, durch die kleinen Gassen den Hügel rauf und runter zu flanieren.

Foto eines alten Hauses in Lunenburg an einer Strassenkreuzung.
Altes Haus in Lunenburg

Ich staunte nicht schlecht, mit welchen akrobatischen Einlagen die kleinen Häuschen in Schuss gehalten werden – ich bin ja schon auf viele Leitern geklettert aber auf diese würde ich keinen Fuss setzen.

Foto eines Malers auf einer Leiter in Lunenburg.
Malerarbeiten in Lunenburg

Aber ich bin ja auch so ein Bürohengst der kaum von seinem PC-Arbeitstisch wegkommt….

Nach Lunenburg hiess es für uns David und Robin besuchen. Nach einer erholsamen Nacht – ah wir hatten schon lange kein grosses Bett mehr – kam wieder einer dieser Momente – der Moment der Entscheidung. Rechts? Links? Geradeaus? Zurück? Bleiben? Klingt jetzt komisch – aber so eine lange Reise ist auch viel Arbeit – so viele Möglichkeiten und so viele Variablen. Wir fuhren also zuerst links, dann rechts, dann links, geradeaus – einige Abbiegungen an die ich mich nicht mehr erinnern kann – und dann wieder rechts und waren beim Rissers Beach Provincial Park angekommen. Dort quartierten wir uns unmittelbar am Meer ein.

Foto des Campers und der Küche direkt am Strand.
Rissers Beach Provincial Park

Während Christina für eine feines Essen sorgte, lag ich auf der faulen Haut. Irgendwann ging die Sonne unter – ich schnappte meine Kamera, watete ins Meer und schoss Fotos.

Foto der Meeresbrandung in der untergehenden Sonne.
Rissers Beach

Als ich fertig war und zurück „schwamm“, sah ich, dass ich einen Trend auslöste – am Strand standen sicher ein halbes Dutzend Menschen am Fotografieren (ob sie mich oder den Himmel fotografiert haben weiss ich nicht).

Und dann schon wieder…. geradeaus? Rechts? Links? Zurück? Wir fuhren mal rechts, mal links und ab und an geradeaus (wobei bei dem starken Wind ist das gar nicht so einfach mit einem Nissan NV200). Gelandet sind wir Annapolis Royal – an der Küste der Bay of Fundy.

Bay of Fundy

Die Bay of Fundy liegt zwischen den kanadischen Provinzen Nova Scotia und New Brunswick am Golf von Maine. Speziell macht sie der besonders grosse Tidehub von bis zu 21 Meter. Wir kommen als in Annapolis Royal an – und sind irgendwie iritiert. Einmal mehr sind wir nicht so gut vorbereitet und müssen uns zuerst an die Historie der kleinen Stadt heranarbeiten. Erst später realisieren wir, dass dies eines der ersten Siedlungsgebiete der Franzosen in Kanada war.

Mein Blick bleibt aber alsbald auf einem sonderbaren Gebäude auf der nördlichen Stadtseite hängen – Tidal Power Station. Im Innern erfährt man viel Wissenswertes über die verschiedenen Versuchsanlagen zur Energiegewinnung durch die Gezeiten – unter Anderem eine Testanlage mit 2 Megawat. Technisch eine grosse Herausforderung – und für mich höchst Spannend.

Nach diesem Abstecher in die Leistungselektronik fahren wir gemütlich der Küste entlang hoch bis zum Blomidon Provincial Park wo wir uns gemütlich einrichten. Von hier aus haben wir einen guten Blick auf den Tidehub. Was 6 Stunden so alles machen können…..

Foto der Ebbe in der Bay of Fundy.

Eieiei, eindrücklich das Ganze. Aber noch viel eindrücklicher wird es am folgenden Tag – und zwar ging das so. Wir wollten uns diese spezielle rote Küste etwas näher ansehen – das Problem, die Küste ist sehr steil. Also alles solche hohen Kliffs mit wenig Zugängen. Es gelingt uns aber einen Zugang zu finden und wir gehen runter an den Strand.

Foto eines Fischerboots an Land bei Ebbe in der Bay of Fundy.
Boot im Trockenen

Ich fotografiere und Christina schlendert am Strand entlang und überquert dabei den obigen kleinen Bach – ungefähr knöcheltief. Also, ich fotografiere und sie schlendert.

Foto von Christina im roten Schlamm am Strand.
Christina am roten Strand

Ich fotografiere weiter und sie schlendert weiter. So nach 10 Minuten denke ich mir – hmm irgendwie verändert sich die Szenerie. Ich beobachte einen Stein direkt am Wasser. Es dauert keine 3 Minuten bis dieser komplett von Wasser umspült ist – da dämmert es mir. Holy backoly und fuck und so. Die Flut kommt hier aber schnell. Ich rufe Christina und als sie wieder zurück ist, ja da stellt sich jetzt die Frage wo sie diese Bächlein durchquert hat – mittlerweile ein hüfttiefes Wasserbecken. Wir waren keine 10 Minuten dort! Äusserst eindrücklich wie schnell der Wasserspiegel hier steigt – und wie gefährlich dies innert Minuten werden kann – wiegesagt, alles nur Steilküste und wenige Zugänge!

Genug der Abenteuer, wir wollen etwas Geschichte. Unweit von uns liegt Grand Pré, ein National Historic Site. Dieser Ort ist in zweierlei Hinsicht speziell, einerseits ist es ein UNESCO Weltkulturerbe und anderseits ist es Schauplatz einer schaurigen Tragödie begangen von Briten im Jahre 1755. In dieser Region waren die Acadian zuhause, eine französischstämmige Gemeinschaft die friedlich und neutral in diesem Gebiet lebte bevor Frankreich und Grossbritanien um den Einfluss dieser Region Krieg führten. 1755 entschied England alle Acadier zwangsumzusiedeln. Meherer Tausend Menschen wurden auf der ganzen Welt verteilt. Erst viele Jahre später kehrten viele der Vertriebenen zurück und bis Heute sind sie Teil des Lebens und der Kultur hier.

Foto der Kirche auf dem Gelände des Grand Pre National Historic Site.
Grand Pré

Nach diesen Erlebnissen hiess wiedereinmal: Links? Rechts? Geradeaus? Zurück? Wir haben uns für nordwärts entschieden.

Northshore

Für den Weg nach Cape Breton Island, eine Halbinsel im nördlichen Teil von Nova Scotia, entschieden wir uns der Atlantikküste entlang zu fahren. Im Reiseführer haben wir was von Sherbrooke Village gelesen und das dies so historisch oder so sein soll. Also fahren wir da mal hin. Rechts, links, links, rechts, geraudeaus (fast, wegen Wind und so), dann wieder rechts,……, noch einmal rechts und da sind wir. Eintritt bezahlen und abtauchen in die Welt im Jahre 1744, in Kanada – Scherbrooke Village. Ein ganzes Dorf, original Ort, original Häuser und viele original Maschinen, Geräte, Möbel usw.

Foto einer voll mechanischen Bohrmaschine aus dem 18. Jahrhundert.
Mechanische Bohrmaschine

In der Schmide fand ich diese alte, voll mechanische Bohrmaschine – einfach nur eindrücklich mit welcher Präzision und Ideenreichtum vor fast 300 Jahren bereits Handwerk betrieben wurde.

Foto der Setzsteine für den manuellen Buchdruck
Buchdruck

Oder die historische, vollfunktionsfähige Druckerei. Guttenberg lässt grüssen. Ach wie eindrücklich – das habe ich vor über 25 Jahren in der Schule gelernt – und jetzt sehe ich es live!

Foto einer antiken Druckmaschine
Historische Druckmaschine

Diese Präzision der fussbetriebenen Druckpresse und doch diese simple Mechanik – ich bin sprachlos.

Und so schlendern wir durch das Dorf und die Zeit und merken gar nicht wie die Zeit vergeht. Im Nu ist es Abend und das Dorf macht sich auf den Heimweg – also all die vielen Statisten die das Dorf beleben und einem Auskunft über diese längst vergangene Zeit geben. Müde schaffen wir es gerade noch einmal links, dann rechts, dann links, über die Brücke, rechts und etwas geradeaus vorbei am Krankenhaus und dann rechts. Und schon fallen wir Müde ins Bett auf einem nahegelegenen Campingplatz.

Hinter uns liegen erlebnissreiche Tage und ein super Start (mit einigen Herausforderungen) in Kanada, vor uns liegen spannende Tage auf Cape Breton Island. Aber dazu in einem anderen Beitrag mehr.

 

 

2 Antworten auf „Nova Scotia – Mainland“

  1. Haha mega herzigi Hüsli! Super outdoor chuchi xD
    Distanz: eifach eimal quer über de Kontinent, immer de Nase nach, so wie miers gmacht händ idä Staate 🙂 Hit the Road!

    1. Hallo Sarah

      Hehe ja es hät sehr viel klini Dörfli do wo sehr viel Charakter händ. Isch teilwis echt cool zum eifach durafahra oder laufa und d Hüser aluaga.
      Ja das met der Nasa noh isch guat, miar müand eifach betz luaga das d Nasa i ei Richtig zeigt ;-). Bis jetzt isch sie betz orientiarigslos gis :-D.

      Liabs Grüassli
      Janosch und Christina

Schreibe einen Kommentar zu Janosch Marquart Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert