Wir werden im Regen stehen gelassen – Québec Teil 4

Auf nach Westen, aber zunächst gehts nordwärts ins Hinterland von Québec. Wir freuen uns, bis es anfängt zu regnen, die Motorsteuerungswarnlampe angeht und wir sprichwörtlich im Regen stehen gelassen werden.

Entlang des Seguanay-Rivers

Eingedeckt mit vielen Insiderinformationen für geheime Tunnels, Badeseen, Campingplätzen und Routen brechen wir auf. Ein kurzer Stopp in Tadoussac mit feinen Sandwichs und der Erforschung eines kleinen Tunnels zu einem Badesee brechen wir auf Richtung Alma. Der Seguanay-River ist eigentlich ein Fjord und die Erwartungen sind hoch. Diese werden jedoch rasch enttäuscht, denn die Strasse führt nur durch Wald und vom Fjord ist nicht viel zu sehen. Dort wo man in sieht, naja ich war in Norwegen.

Foto einer Strasse bis an den Horizont im Wald.
Strasse und Wald

Abends spät kommen wir in Alma an, der empfohlene Campingplatz ist zwar schön, aber nur um dort zu Übernachten einfach zu teuer. Dafür treffen wir erneut auf äusserst nette Menschen und verbringen einen Abend mit vielen Gesprächen teils auf Französisch teils in Englisch.

Chibougamau – Rural Québec

Unser Plan ist es, entlang der Route 167 nach Chibougamau zu fahren und von dort westwärts auf der 113 nach Ontario. Dies ist die einzige nördliche Verbindung (ohne Schotterstrassen) nach Ontario und wir werden des öfteren ungläubig gefragt weshalb wir da durchfahren wollen, da habe es nur Wald. Wald und Minen – also keine gefährlichen Minen – sondern Goldminen. Genau das wollen wir erleben….

Frühmorgens brechen wir auf, tanken ein letztes Mal auf, füllen den Kühlschrank und unser Essenslager und los gehts. Es regnet, wir fahren gemütlich dahin. Plötzlich rote Warnleuchte im Auto. Verdammte Scheisse echt jetzt? Jetzt kurz bevor wir 1000 Kilometer durchs Nirgendwo fahren wollen? Handbuch raus, dies sagt, man solle zur nächsten qulifizierten Nissan-Werkstatt fahren. Gut, dass es 20 Kilometer weiter eine solche hat (im letzten Ort vor dem Wald, Glück gehabt). Wir fahren dahin (wie im Handbuch beschrieben mit 70 km/h) und bilden wohl die grösste Schlange mit einem Arschloch am Kopf – hey sorry, dass Handbuch sagt 70, also fahren wir 70, ja auch wenn du einen viel grösseren Truck/Lastwagen/Töff hast als wir. Wir fahren 70! Punktausfertigschluss.

Bei der Garage angekommen – es regnet immer noch – gehen wir rein. In einem Mix aus Französisch und Englisch erklären wir das Problem, der Mechaniker kommt raus, Diagnosegerät einstecken……… Nichts passiert. Ja was das für ein Modell ist? Nissan NV200, Diesel, Jahrgang 2011. Das kennen wir nicht, unser Diagnosegerät kennt das nicht, ist europäisch, können wir nichts machen. Ähm echt jetzt? Ja echt jetzt. Es tue im Leid, aber er wisse auch nicht weiter. Und übrigens, wenn sie das nicht auslesen können, dann kann das niemand auslesen, aber wir können ja unser Glück in einer Grossstadt bei einer Volvolastwagengarage versuchen. Danke und Tschau. Es regnet, und wir stehen im Regen!

Die Grossen versagen, die Kleinen könnens.

Da fehlen mir mal kurz die Worte und war ich bisher mit Nissan sehr zufrieden, so hat das Ganze jetzt gerade massiv gelitten. Nicht verzagen Google fragen – keine Antwort erhalten. Hmm, also zur nächsten kleinen Garage – ja sie können da nichts machen aber etwas weiter habe es eine gute Garage, da sollen wir mal hin. Tatsächlich, sie schaffen es, die Fehlercodes auszulesen (Stecker Glühwendel unkritisch, Unterdruck Turbolader kritisch). Sie schauen sich den Turbolader an, können aber nichts feststellen. Sie schaffen es den Fehler zurückzusetzen und sagen, wir sollen jetzt mal durch die Stadt fahren, sollte die Kontrollleuchte wieder angehen, dann sollen wir zurückkommen, ansonsten sollen wir ruhig weiterfahren – auch nach Chibougamau – das sei nicht gefährlich mit dem Turbolader.

Also raus, quer durch die Stadt bis zum nächsten Tim Hortons – die Leuchte leuchtet nicht. Nach einer Stunde diskutieren und Alternativen begutachten entschliessen wir uns loszufahren. Wir geben uns 100 Kilometer, sollte die Kontrollleuchte in dieser Zeit aufleuchten kehren wir um, sonst fahren wir durch. Die Kontrollleuchte hat nicht aufgeleuchtet und das flaue Gefühl im Magen nimmt langsam ab.

Rural Québec wir kommen

Wir fahren also, Kilometer für Kilometer.

Wald, viel Wald

Aus Hundert werden Zweihundert und nach Dreihundert haben wir uns an den Wald und die kaputten Strassen gewöhnt.

Foto einer kaputten Strasse in Kanada.
Gute Strasse

Spät Abends treffen wir Müde, aber froh das unser Auto noch läuft in Chibougamau ein. Wir fahren noch etwas weiter und biegen dann auf einen Campingplatz ein. Dort ist die Freude riesig, nicht nur dass sich hierher fast keine einheimischen Touristen verirren, ausländische Touristen schon gar nicht. Und dann noch aus Liechtenstein. LIECHTENSTEIN. Die Campingplatzempfangsdame ist so überglücklich, dass sie es fast nicht fertig bringt die Platzregistrierung auszufüllen vor lauter Nervosität. Wir erhalten ein gratisupdate auf einen Full-Service Platz – und fühlen uns alsbald sehr verloren mit unserem kleinen Van.

Foto eines riesigen Campingplatzes mit unserem kleinen roten Camper.
Viel Platz

Kurz nachdem wir aufgebaut haben, hält ein Van neben uns. Ich sage so: „Hi, I know you are wondering where we come from“, also Antwort so. Nein, ihr kommt aus Liechtenstein, aber ich will unbedingt euren Van von innen sehen, ich habe selber einen umgebaut. Da eilt uns wohl der Ruf woher wir kommen voraus.

Val d’Or und Malartic – Goldminen

Uns wurde empfohlen unbedingt Val d’Or und Malartic anzusehen – und da diese beiden Städchen auf unserer Route liegen machen wir das natürlich. Wir fahren also, nach einer ruhigen Nacht im Irgendwo, rund 400 Kilometer nach Val d’Or. Wie der Name schon andeutet, eine Goldstadt. Wir erfahren, dass diese Gegend reich an Gold ist und sich auch heute noch Goldmine an Goldmine reiht. Wir buchen eine Tour für den nächsten Tag um di Cite d’Or (eine historische Mine) zu besuchen und quartieren uns auf einem Campingplatz in der Nähe ein.

Am nächsten Tag, pünktlich um 10 Uhr, stehen wir vor der Cite d’Or und sind gspannt was passiert. Verstehen tun wir fast nichts, eindrücklich ist es aber allemal. In einem speziellen Minenfahrzeug fahren wir, ausgestattet mit der richtigen Kleidung, 90 Meter Untertage.

Foto von Christina und Janosch in Bergmannskluft
Bergleute (komisches Foto)

Nach der Minenbesichtigung fahren wir eine Stadt weiter, nach Malartic. Dort befindet sich die heute grösste Goldmine von Québec – eine eindrückliche Angelegenheit.

Foto der Goldmine von Malartic
Goldmine

Für diese Mine wurden erst vor drei Jahren grosse Teile der Stadt komplett umgesiedelt, dementsprechend ist die Stadt auch sehr modern aufgebaut.

Foto von Malartic
Malartic

Nun haben wir aber definitv genug vom frankophonen Teil Kanadas – Ontario wir kommen.

Forest Access Road

4 Antworten auf „Wir werden im Regen stehen gelassen – Québec Teil 4“

  1. Hey cool, ihr hend secher scho an huufa Lüüt troffa wo ned wössen wo Liachtasta isch, aber eba o derige wos wössen… Liabi Grüass üs Grabs/Liachtastaa… Beatrice

  2. Goldmine 🙁 Hätte man sehen können, wie das Gold abgebaut wird? Oder ist alles überstreng kontrolliert und geheim? Oder gäbe es gar einen Goldshop? Übrigens: der internationale Goldpreis ist zur Zeit ziemlich tief 😠 Wie auch immer – man nimmt euch den Bergarbeiter in dieser Kluft sofort ab 🙂
    Viel Glück auf abenteuerlichen Strassen und alles Liebe 😉
    Markus

    1. Nein in der Mine die wir besichtigt haben wird nicht mehr abgebaut. Die Mine in Malartic hätte man besichtigen können, wir wollten aber weiter nach Ontario. Ja Goldflocken konnte man kaufen, sonst habe ich keines im Schaufenstef gesehen 😁. Ja der Goldpreis ist nicht so gut im Moment, aber besser als noch vor 10 Jahren 😁.

      Liebe Grüsse zurück.
      Janosch&Christina

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