USA – die Ostküste

Nach einer wunderbaren Zeit im Süden der USA heisst es für uns langsam aber sicher ab nach Hause (ok zu diesem Zeitpunkt wo ich das Schreibe bin ich schon zu Hause, aber lieber Leser, lass dich noch einmal ein auf ein zwei kleine Abenteuer). Also, Zeit nach Hause zu fahren – entlang der Ostküste der USA.

Der Plan steht schon seit längerem. Wir wollen der Ostküste entlang bis nach Halifax fahren. Die Herausforderung: das Wetter muss mitspielen. Um diese Jahreszeit können schwere Schneestürme teile der Ostküste lahmlegen – wie wir noch sehen werden kommen wir knapp glimpflich davon.

Wir brechen also auf und fahren in heimische Gefilde – heimisch deshalb, weil ich ja für ein halbes Jahr in South Carolina gelebt habe. Zusammen mit Christina gönnen wir uns noch einmal einige davon. Zunächst machen wir Halt in Savannaha (jep, genau dort wo Forrest Gump gedreht wurde, und für alle die nicht so alt sind wie wir: Forrest Gump ist ein sehenswerter Film mit Tom Hanks).

Südstaatenhaus in Savannah
Savannah

Savannah kann mit typischem Südstaatenflair aufwarten und beim Schlendern durch die schmalen Strassen vergisst man zuweilen, dass man in den USA ist.

Wir bleiben nicht zu lange, wir wollen noch mehr sehen, und so heisst es bereits am nächsten Tag – fahren, fahren und noch mehr fahren. Kurz vor Charleston quartieren wir uns auf einem kleinen privaten Campground ein – alle Stateparks sind überfüllt – echt jetzt? Es ist Februar?

In Charleston gehen wir in den Krieg!

Flugzeugträger USS Yorktown
USS Yorktown

Wir verbringen den ganzen Tag am Patriots Point und schlendern, kriechen, rennen, gumpen und sitzen in einem alten Flugzeugträger, Zerstörer und U-Boot herum. Spannende Sache, obwohl ich bereits einmal hier war – vor vielen vielen Jahren.

Den zweiten Tag verbringen wir in der Boone Hall Plantation – einer noch heute aktiven Plantage die aber einlädt die Geschichte der Reis- und Baumwollplantagen zu Zeiten der Sklaverei kennen zu lernen.

Von Bäumen gesäumte Zufahrt zu der Plantage.
Zufahrt

Wir tauchen ein in die Geschichte und haben dabei die Möglichkeit über eine Stunde lang von einer Nachfahrin schwarzer Sklaven in die bis heute bestehende Kultur die durch die Sklaverei entschanden ist eingeführt zu werden. In die Sprache, die Lieder, das Leid, die Freude, das Handwerk, die Kleider, das Essen und die Herzlichkeit. Wir sind zu Tränen gerührt und dieses Erlebnis wird uns wohl für immer in Erinnerung bleiben. Wie herzlich Menschen doch sind – wie unwahrscheinlich brutal Menschen doch sind.

Sklavenbehausungen in der Boone Hall Plantation.
Sklavenbehausungen

Abrupter Wechsel in Drei, Zwei, Eins………. Jetzt!

Und dann ist es weit. Wir fahren zu Egg Roll Chen.

Trotti BrumBrum vor Egg Roll Chen
Egg Roll Chen

Nun hinter diesem unscheinbaren Restaurant steckt Geschichte. Viel Geschichte. Hier habe ich hunderte Male gegessen, gelacht, gefeiert. Hier habe ich mich von South Carolina verabschiedet und hier bin ich als erstes zurück gekommen. Und vor allem ich bin mit Trotti BrumBrum zurück gekommen – und Christina ;-).

Es ist schwierig dies zu beschreiben wenn man an einem Ort in einem fremden Land zurückkehrt wo man lange gelebt hat. Irgendwie ist alles familiär, und irgendwie ist alles fremd. Nahe und doch so fern. Gefreut habe ich mich wie ein Belzelbub (schreibt man das so? keine Ahnung was das heisst). Aber das Highlight kommt erst noch.

Cool Beans in Columbia South Carolina
Cool Beans

Cool Beans, mein Stammkaffee. Hier war ich jeden Tag, jeden Tag. Hier habe ich alles probiert was auf der Karte steht. Hier habe ich entspannt. Hier habe ich gelernt. Hier habe ich Freunde getroffen und hier habe ich Pläne geschmiedet wie es wohl wäre mal für ein Jahr zu verreisen. Tja, wer hätte das gedacht. So schön es war zurück zu kehren und vor allem Christina diesen Ort, ja die ganze Stadt und die Uni zu zeigen, leider haben wir nicht so viel Zeit, das Wetterfenster für unsere Weiterfahrt ruft. Und es sind nach wie vor über 2000 Kilometer die wir fahren müssen. Wir verbringen noch eine Nacht im Dreher Island Statepark – meinem Statepark.

Wir fahren der Küste entlang in Richtung Norden. Wir übernachten auf komischen Campingplätzen, wir fahren Fähre, wir warten auf eine weitere Fähre – und warten – und warten – und warten, fahren Fähre, fahren weiter, geniessen heissen Apfelcider vor dem Schminefeuer, fahren weiter und irgendwie so halb per Zufall landen wir auf Assateauge Island. Der Campingplatz hat sogar auf und so schauen wir mal was es hier so gibt. Aha, wilde Pferde soll es hier geben. Im Winter ist es schwierig die zu sehen sagt man uns. Aber wir sollen es einfach versuchen – einige hat es, aber nicht zu viel Hoffnung haben. Wir quartieren uns ein – ganz alleine auf dem Campingplatz. Ganz alleine? Nein, da ist doch was?

Wildpferd auf Assategue Island
Wildpferd

Holly Shit! Da ist ein Hengst. Friedlich fröhlich stapft er durchs Wasser und frisst sich den Bauch voll. Wir haben ja viel gesehen bisher, aber ein wildes Pferd? So cool! Wir kochen was und weil es so kalt ist verkriechen wir uns in den Van und Essen dort. Christina ist glücklich und so sagt sie, wäre jetzt doch cool wenn da eine ganze Herde auf dem Campingplatz vorbeigallopieren würde. Ich lache und sage, ja ja genau…….

Ihr könnt das jetzt glauben oder nicht, mir egal, es sind keine zwei Minuten vergangen seit die Worte „ja, ja genau…..“ mein Mund verlassen haben. Dann ist folgendes passiert:

Wildpferde auf dem Campingplatz

Tja, so schnell war ich noch nie aus dem Campervan draussen und habe meine Kamera in die Hand genommen. Was für ein Erlebniss!

Das nächste Erlebniss folgt bereits am nächsten Tag. Uns plagt ein Hüngerchen! Wir sind in der Gegend in der die klassischen amerikanischen Diners in den 60er Jahren in alten Eisenbahnwagen geboren wurden. Wir gehen essen!

Inneres eines american diners.
American Diner

Mitlerweile sind wir nur noch ca. 100 Kilometer südlich von New York, doch wir haben ein Problem. Nördlich von uns zieht ein massiver Schneesturm vorbei, südlich von uns toben Tornados und meherer Menschen sterben – in einer Region an der wir noch nicht vor langer Zeit vorbeifuhren. Wir harren aus – und kriegen glücklicherweise nur einwenig Regen und Wind ab. Zu diesem Zeitpunkt ahnen wir bereits, dies wird wohl unsere letzte Campingnacht werden auf dieser Reise.

Campingplatz im Wald
The Last One

Es ist bitterkalt. Wir zünden ein Feuer an. Wir verbrennen alles Holz das irgendwie brennbar ist. Wir kochen. Wir leeren unseren Whiskey-Vorrat. Wir singen, wir haben eine gute Zeit. Wir geniessen die letzte Nacht und den letzten Morgen in vollen Zügen. Von nun an heisst es in Motels und bei Freunden übernachten.

Am nächsten Tag fahren wir durch New York City hindurch und dann Richtung Kanada. Rechts und Links der Strasse türmt sich der Schnee, die Temperaturen steigen kaum über -10° C am Tag. Doch die Sonne scheint und die Strassen sind eisfrei. Innerhalb von 4 Tagen fahren wir der Küste entlang hoch und überqueren die Grenze nach Kanada. Yeahhh, Tim Hortons! Nicht nötig zu sagen, dass der Grenzübertritt nach Kanada reibungslos verlaufen ist. Erneut haben wir mehr über uns und die Reise geplaudert als über zollrelevante Dinge!

Ein Tag später ist es soweit, wir sind in Annapolis Royal.

Es ist vollbracht.

An diesem Punkt ist es offiziell. Wir haben den Kreis geschlossen. Hier waren wir letzten Juni bereits und seither haben wir Kanada durchquert und einmal die gesamten USA umfahren! Wir haben es geschafft. Irgendwie unvorstellbar.

Zwei Tage verbringen wir noch im Süden von Nova Scotia um noch etwas kanadischen Winter zu schnuppern.

Dann ist es soweit. Noch ein kurzer Abstecher nach Lunenburg……

Lunenburg
Lunenburg

….. wir kommen wieder bei Robin und David vorbei. Wir dürfen in ihrem Haus eine Woche verbringen und unser Trotti-BrumBrum für die Rückverschiffung vorbereiten. Und diese eine Woche werden wir in unserem ganzen Leben nicht mehr vergessen. Als wir nach Kanada kamen haben wir zufällig zwei fremde Menschen an unserem ersten Abend auf einem Campingplatz getroffen. Als wir Kanada verlassen, haben wir zwei Freunde fürs Leben gefunden.

David and Robin

thank you for the wine, the cheese (although our is better than yours!), the music, the food, the fun, the talks, the hospitality and most of all – the friendship! We will never forget you! You guys showed us Canada! We truly hope to see you guys again – wherever this might be!

Reisezeitraum:24. Februar bis 18. März 2019

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