Nova Scotia – Cape Breton Island

Während wir im Süden unterwegs waren, hörten wir immer wieder – Cape Breton Island, dort müsst ihr hin. Also sind wir dort hingefahren, gefunden haben wir Wald, Strände, Musik und viele nette Menschen.

Cape Breton Island

Cape Breton Island ist eine Insel ostnordöstlich des Festlands von Nova Scotia, verbunden mit diesem über einen aufgeschütteten Damm über den eine Strasse und eine Eisenbahn führt. Dominierend sind felsige Küsten, Gletschertäler (mit Seen aber ohne Eis ;-)), hügeligem Grasland, Bergen und Hochebenen. Letztere bilden die abgelegenen Ausläufer der Appalachen.

Die Insel wird auch oft Insel der Musik genannt, dies nicht zueletzt wegen der irisch-schottischen Einflüsse der ursprünglichen Einwanderer. Wie an so vielen Orten in Nordamerika, waren auch hier die Uhreinwohner vertrieben und Unterdrückt worden.

Die Hightlights der Insel – neben der Musik und dem Essen – bilden der Cabot Trail, ein Scenic Drive durch den Cape Breton Highlands Nationalpark und viele National Historic Sites.

Reif für die Insel

Ursprünglich wollten wir noch nach Neufundland – aber eben, realistisch gesehen wollen wir noch vieles – so verschieben wir dieses Abenteuer auf die Zukunft und kommen mit einem geländegängigeren Fahrzeug zurück. Cape Breton Islands wollen wir uns aber nicht entgehen lassen uns so steuert Christina zielsicher das Visitor Information Center ännet äm Damm an. Eingedeckt mit dutzenden Broschüren (von denen die meisten ungelesen im Abfall landen – nächstes Mal machen wir das besser) machen wir uns auf den Weg der 19er entlang. Musik wir kommen.

Foto einer erodierenden Küste auf Cape Breton Island.
Steilküste auf Abwegen

Es geht nicht lange, und wir landen auf Schotterstrassen – wir fahren immer derjenigen Strasse nach, die am nächsten an der Küste ist – und geniessen den Ausblick (noch). Auffallend sind die stark durch Erosion geprägten Steilküsten die typisch sind für diese Region. Ebenfalls sticht der rote Sand ins Auge. Die Farbe ist auf den hohen Eisengehalt zurückzuführen.

In jedem Touristenführer haben wir von der Glenora Distillery gelesen – muss man gesehn haben, absolut sehenswert usw. Ähm nein. Wenn man mal in Schottland oder Irland war, ja dann ist das nur eine Touristenfalle. Ich bereue jedoch, dass ich keine Flasche Whisky gekauft habe – diese hätte sich ein paar Tage später gut gemacht.

Foto der Glenmore Distillery.
Touristenfalle

Wir stoppten noch kurz im Irish Music Interpretive Center, gönnten uns was Süsses und lauschten der Live-Irish-Music Darbietung. Uns überkam langsam das Bedürfniss der Nachtruhe und so begaben wir uns mangels einer Alternative auf einen Campingplatz, den wir im Nachhinein nur noch als Scheisse-Platz titulieren. Reine Touristenfalle zum Zweiten…..

Cabot Trail und Nationalpark

Spannenderweise sieht die Welt bei zugezogenen Gardinen und blickdichten Sonnenschutz im Trotti-BrumBrum immer gleich aus, und so haben wir die Nacht auf dem Scheisse-Platz gut überstanden und sind am nächsten Tag zu neuen Abenteuern aufgebrochen – inkl. Sandalen die mal einen Tag alleine auf einem Parkplatz verbracht haben, dann aber wieder wohlbehalten bei uns ankamen – oder wir bei Ihnen.

Der Cabot Trail ist eine rund 300 Kilometer lange Ringstrasse die grösstenteils durch den Cape Breton Highlands Nationalpark führt. Wir fuhren also der Küste entlang, stoppten hie und da für Fotos und Tanzeinlagen und schwups die bups war es Nachmittag.

Foto der Küste mit Gras und Sand auf Cape Breton Island.
Cape Breton Island Küste

Es ist Sonntag der 1. Juli und somit Canada Day, Nationalfeiertag. Wir erreichen das Visitor Center des Nationalparks genau zur richtigen Zeit um mit Musik, Hot Dogs (für Christina), Muffins, Popcorn und vielen gut gelaunten Menschen den Nachmittag zu verbringen. Direkt dort schlagen wir auch unser Nachtlager auf und verbringen den Abend mit etwas planen der nächsten Tage (und Sandalen abholen).

Skyline Trail

Wieder so ein Ding das alle sagen man muss es machen – und man muss es machen um allen zu sagen man hat es gemacht. Wir haben uns also auf den Weg gemacht, die rund 10 Kilometer lange Wanderung zu machen mit dem Versprechen Wale im Wasser zu sehen, Weisskopfseeadler in der Luft, Schwarzbären und Coyoten – gesehen haben wir vorallem viele Menschen – und dann war noch der eigentlich schöne Teil des Weges gesperrt. Das geht ja gut los manoman.

Foto der Ringstrass mit viel Wald und Küste.
Cabot Trail

Unterwegs treffen wir eine Rangerin und ich frage sie weshalb der eigentliche Loop gesperrt sei – wegen Bauarbeiten, aber heute sei Feiertag und deshalb sei niemand dort, wir sollen durchgehen und schauen, dass uns niemand sieht – yess, checkpot! Wir also los dahin, vor uns ein deutsches Paar mit zwei Kindern, wir bis zur Abzweigung, drehen uns ab und tun so als ob wir was ansehen um abzuwarten und unbemerkt die Abzweigung zu nehmen – was machen die Deutschen? ERNSTHAFT JETZT? DA LAUFN DIE EINFACH IN DIE ABZWEIGUNG HINEIN! wir also hinterher, und bald haben wir sie eingeholt. Bei einem kurzen Schwatz erfahren wir, dass sie auch mit der Rangerin gesprochen haben und somit das gleiche wie wir machen. Alle Zusammen bewegen wir uns also nun sehr leise und bedacht entlang des Trails in der Hoffnung auf Bären und Coyoten zu stossen – leider nichts gewesen. Trotzdem schön den ganzen Wanderweg frei von Touristen in Stöckelschuhen zu haben.

Fast zurück beim Parkplatz hören und sehen wir dann noch eine etwas unverschämte Szene. Da haben die doch einfach lautstark einen flotten Dreier, ohne Scham und Anstand.

Foto dreier Frösche bei der Paarung.
Flotter Dreier

Wobei ich bilde mir ein, dass die Beiden oberen etwas beschämt in die Kamera blicken, aber das würde ich wohl auch wenn ich einen flotten Dreier habe und etwa 5 Zoomobjektive in meinem Gesicht landen.

Meat Cove

Nächster Ort muss man gesehen haben. Immer wieder haben wir in den letzten Tagen von diesem Campingplatz an der äussersten Nordspitze gehört, eine gefährliche Strasse führe da hin, viele trauen sich nicht diese zu fahren. Klingt spannend, da wollen wir hin.

Der Ort stellt sich als sehr schön heraus. Die Strasse – naja da fahren Touristen mit einem 20 Fuss Wohnmobil hin – soviel zu gefährliche Strasse. Und Touristen hat es viele – leider. So ist das halt im Zeitalter der sozialen Medien – Geheimtipps bleiben nicht mehr geheim ausser man hält sie geheim.

Foto einer Küstenstrasse die zu Meat Cove führt.
Anfahrt zu Meat Cove

Wir ergattern noch den letzten flachen Platz der mit einem Fahrzeug zugänglich ist und machen es uns gemütlich und geniessen die Aussicht direkt von unserem Camper aus auf die Bucht unter uns.

Foto der steinigen Bucht in Meat Cove
Meat Cove

Wir erkunden wagemutig die Klippen – und retten zwei Touristen so nebenbei (man könnte auch einfach durchs Wasser gehen?)- und so vergeht die Zeit wie im Fluge.

Foto von Klippen im klaren Wasser.
Touristenfalle

Als wir zurück bei unserem Platz sind, steht ein grüner kleiner VW Bus ganz schräg in der Gegend rum, also nicht niveliert. Kristen ist etwas nach uns angekommen und hat keinen ebenen Platz mehr erhalten. Kurzerhand bieten wir an, das Greta und Trotti-BrumBrum etwas näher zusammenrücken und so den ebenen Platz unserer Campsites auszunützen. So lernen wir Kristen und ihr Hund Roo kennen. Wir verbringen den Abend mir ihr und zwei weiteren Campern am Feuer und haben eine gute Zeit (hier wäre jetzt der Glenora Whisky zum Zuge gekommen). Leider mag mich Roo nicht so und das ändert sich bis zur Abfahrt auch nicht mehr.

Am Morgen heisst es früh raus, denn die Sonne geht bereits kurz nach 5 Uhr auf.

Foto des Sonnenaufgangs über dem Meer in der Meat Cove
Sonnenaufgang Meat Cove

Wir bleiben nur eine Nacht, denn wir haben eine Nachtwanderung im Nationalpark gebucht. Wir verabschieden uns von Kristen, Roo und Greta und fahren wieder südwärts. Wir bekommen ein schönes Plätzchen auf dem Campingplatz im Nationalpark und am Abend heisst es dann „Seeing in the Dark“. Bei einer geführten Wanderung die kurz vor Sonnenuntergang beginnt, läuft man entlang eines einfachen Trails im Wald und am Ufer eines Sees. Mit zunehmender Dunkelheit wird man Schritt für Schritt auf die Fähigkeiten seiner Sinne eingestimmt und am Ende laufen alle in der stockdunklen Nacht ohne Taschenlampe oder Licht durch den Wald. Ein schönes Erlebnis (minus den nervigen US-Teenie-Touristen die mir immer auf den Füssen getreten sind).

Alexander Graham Bell

Als Elektroingenieur ist es fast unumgänglich, dass wir das Alexander Graham Bell Museum (Teil der Parks Canada) besuchen. Alexander Graham Bell, der Erfinder des Telefons, wirkte und lebte lange Jahre auf Cape Breton Islands. Unter anderem war er hier massgeblich an dem erfolgreichen und flugfähigen Bau des ersten Flugzeugs in Kanada beteiligt (Silver Dart) und an der Forschung von Schnellbooten. Das Museum ist in Baddeck und definitv ein Besuch wert.

Foto eines originalgetreuen Replikats des Silver Darts.
Silver Dart

Fortress of Louisbourg

Die Sehenswürdigkeiten nehmen kein Ende auf Cape Breton Island und so müssen wir uns entscheiden was wir noch ansehen wollen. Ein weiters muss man gesehen haben ist das Fortress of Louisbourg. Eine in Teilen originalgetreu nachgebaute, befestigte Statt (Fortress). Wir wissen nicht genau auf was wir uns einlassen, waren dafür aber umso mehr überrascht. An historischen Stellen wurden einige Teile des Fortress originalgetreu aufgebaut und Schauspieler beleben dieses nun. Man kann sich sehr frei darin bewegen und somit in das Leben dieser Zeit eintauchen. Mit Tavernen, Gefängnissen, Häfen, Bäckereien und vieles Mehr.

Foto des Innern des Fortress of Louisbourg.
Fortress of Louisbourg

Man taucht nicht nur ein die Zeit, sondern lernt enorm viel darüber. So wurden wir Zeuge wie eine Frau – die eine Reiche und einflussreiche Wittwe verkörperte – ihr originalgetreues Kleid erklärte. Eine ganze Viertelstunde lang. Jedes Detail – nicht wie es gemacht wurde, sondern welche gesellschaftliche Bedeutung es hatte. So z.B. extra Stoff an den Ärmeln als Zeichen von Reichtum da der Stoff nicht gebraucht wird und nur als Deko dient. Echt spannend das Ganze.

Foto des Innenhofs der Befestigungsanlage Fortress of Louisbourg.
Innenhof

Man kann dort auch in Zelten übernachten, Kanon abfeuern, und wahrscheinlich noch hundert Sachen mehr. Nach meherer Stunden müssen wir weiter, wir wollen noch zur Marconi National Historic Site.

Marconi National Historic Site

Ein weiteres Muss als Elektroingenieur ist die Marconi National Historic Site – oder so dacht ich zumindest. Marconi war der erste dem es gelang telegrafisch Nachrichten drahtlos über den Atlantik zu übertragen. Eine seiner ersten Anlagen stand nahe von Louisbourg. Aber nach dem Besuch des Fortress war dieser Besuch leider ein Reinfall. Ein einziges Gebäude zeigt einen uralten Film und ein paar Infotafeln, das wars dann auch. Schaade….

Exit – wir müssen weiter

Langsam realisieren wir, wenn wir noch die 6000 Kilometer entfernte Westküste erreichen wollen, dann müssen wir weiter. Die letzte Nacht auf Cape Breton Island verbringen wir im Battery Provincial Park und ich nutze die wolkenlose und fast komplett dunkle Nacht um meine Astrofotografie Künste zum Leben zu erwecken.

Foto der Milchstrasse über dem Trotti BrumBrum
Milchstrasse

Und so langsam haben wir es wirklich gesehen, die Bäume, dieser Typ von Bäumen, dieser Typ von Küsten und dieser Typ von Stränden. Ein Luxusproblem von Reisenden. Bis zum nächsten Beitrag.

GIF von Janosch auf Cape Breton Island
Selfies von Janosch

 

 

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