Fast seit einem Monat sind wir unterwegs mit Trotti BrumBrum, und doch sind wir nur gerade etwa zwei Autostunden von Halifax entfernt. So kann es nicht weitergehen, sonst schaffen wir es nie an die Westküste. Aber bevor wir gen Westen fahren, müssen wir noch zwei oder drei Dinge in New Brunswick anschauen.
New Brunswick
Informiert man sich online, so liest man oft, dass New Brunswick nicht viel zu bieten hat und man halt gezwungenermassen da hindurchfahren muss. Wir finden, New Brunswick hat durchaus viel zu bieten. Wir haben uns aber nur für zwei Dinge Zeit genommen. Die Hopewell Rocks und das Acadian Historic Village. Dazwischen haben wir noch einen Stop in Moncton gemacht um die Tidal Bore zu bestaunen.
Nachdem wir von PEI in New Brunswick angekommen sind und uns in einem Provincial Park der so Scheisse war, dass wir ihn gar nicht erwähnen, einquartiert haben, haben wir uns einen Plan zurechtgelegt. Zuerst fahren wir nach Moncton, schauen uns die Tidal Bore an und dann fahren wir zu den Hopewell Rocks und schauen uns den Tidehub dort an.
Also fuhren wir los, zuerst zu den Hopewell Rocks und un dann nach Moncton :-D.
Hopewell Rocks – Flut und Ebbe in Extremis
Kurz vor dem Einschlafen habe ich auf der Website gelesen, dass am nächsten Tag um 9.00 Uhr eine Führung im Schlick stattfindet, diese gefilmt wird für eine TV-Show und dass an diesem Tag die extremste Differenz zwischen Ebbe und Flut (wegen Neumond und 21. Juni) ist. Also haben wir unseren Plan über den Haufen geschmissen und sind am Morgen in aller Frühe zu den Hopewell Rocks gefahren.
Die Hopewell Rocks liegen an der Bay of Fundy und wie wir ja bereits beschrieben haben, kommt es aufgrund der Form und der Länge der Bay of Fundy zu dem extremsten Flut und Ebbe Unterschied auf der Welt. Bei den Hopewell Rocks kann dieser Unterschied locker mal 14 Meter ausmachen.


Bei maximaler Ebbe, also minimalem Wasserstand, sind wir raus und haben uns Flora und Fauna 14 Meter unter dem Meeresspiegel angeschaut.

Wichtig ist das passende Schuhwerk. Während viele Touristen mit ihren neuesten Sneakers unterwegs waren, haben wir die Variante Integrierte Schlammkur gewählt. Ich sags euch, unsere Füsse waren nachher zart wie Babyfüsse.

Faszinierend was für eine Lebensvielfalt hier anzutreffen ist. Verschiedene Arten von Pflanzen und Tieren wie z.B. Schnecken, Muscheln oder auch Seeanemonen.

Die Flut drückt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit herein und ehe man sich versieht, kommt das Wasser bereits bis zu den Füssen. Der Stein mit diesem Tümpel voller Lebewesen wird von den Wassermassen binnen 10 Minuten verschlungen.
Wir retten uns im letzten Moment und auch dort sind wir nicht sicher vor all den Touristen.
Zeit die Küste etwas zu besichtigen. Diese besteht hauptsächlich aus Sedimentsgestein das nach und nach abgetragen wird. Dies führt zu zugleich bizarren und wunderschönen Felsformationen.

Man erkennt das Seegras, welches ein spezielles Enzym hat mit dem es sich auf dem Felsen festhalten kann. Eben dieses Enzym ist es auch, welches das Seegras interessant als Verdickungsmittel in der Nahrungsmittelindustrie macht.

Hier könnte man beliebig viel Zeit mit Fotografieren und Spazieren verbringen, wären da nicht all die Touristen und die Flut und die Parkaufpasser die einem gnadenloss zurückdrängen wenn es „gefährlich“ wird.

Mit der nötigen Geduld gelingen auch Fotos ohne Touristen. Doch die Zeit drängt….

Immer weiter dringen wir vor, erkunden, staunen, stressen und geniessen. Das Highlight bilden aber die sogenannten Flowerpots.

Freistehende Felstürme mit reicher Vegetation oben drauf. In einigen tausend Jahren wird auch dieser Felsturm verschwunden sein, lange nachdem wir alle bereits nicht mehr sein werden.

Dann wird es höchste Zeit, die sicheren Treppenstufen empor zu klettern und dem Schauspiel von oben beizuwohnen. Fast genau 6 Stunden dauert es damit sich der Meeresspiegel an dieser Stelle um 14 Meter anhebt. Ein eindrückliches Erlebnis.
Moncton – zwei Tage Pause und die Tidal Bore
Nach diesen Eindrücken und den vielen Eindrücken von PEI machen wir zwei Tage Pause in Moncton, einer etwas grösseren Stadt. Moncton deshalb, da man hier die Tidal Bore beobachten kann, ein Phänomen, welches es nur an ein paar wenigen Orten auf dieser Welt gibt.
Bei der Tidal Bore handelt es sich um eine Flutwelle die sich entgegen der Strömungsrichtung eines Flusses bewegt, hervorgerufen durch eine starke Flut.

Noch ist es ruhig, aber nur kurze Zeit danach kommt sie daher – die Tidal Bore.

Das Ganze ist wirklich enorm beeindruckend und fast unvorstellbar. Aber durch die starke Flut wird soviel Wasser in die Bucht gedränkt, dass dieses keinen anderen Ausweg hat und als grosse Welle flussaufwärts fliesst.
Weiter gehts – der Küste entlang
Nach diesen ereignisreichen Tagen geht es für uns weiter in Richtung Québéc. Je weiter westwärts man fährt, je frankophoner werden die Menschen. Dieses Gebiet ist ein Zufluchtsgebiet der Acadier nach ihrer Verdrängung in Nova Scotia. Entlang der Küste werden die Acadie-Fahnen immer häufiger und langsam verstehen wir die Leute nicht mehr und sie uns auch nicht mehr.
Obwohl es wunderschöne Küstenabschnitte gibt, entschliessen wir uns zügig voranzufahren. Das Ziel ist ein nachgebautes Acadierdorf.
Historische Acadierdorf – comme si comme sa
Irgendwie haben wir die Erwartung, ein authentisches Dorf zur Zeit der Acadier vor deren Zwangsumsiedelung im Jahre 1755 vorzufinden. Aber wir sind nicht nur schlecht informiert sondern kennen uns auch in der Geschichte nicht aus. Diese Region wurde von Acadiern nach der Zwangsumsiedelung bevölkert und dementsprechend behandelt das historisch nachgebaute Dorf auch die Zeit von ungefähr 1800 bis 1950.

Eingebettet in wunderschöne Natur, erkunden wir das Dorf (erneut mit authentisch eingerichteten Häusern und „Bewohnern“ aus dieser Zeit).

Wir reisen nicht nur durch die Zeit, sondern lernen erneut viele neue Dinge in kürzester Zeit. So z.B. wie Flachs angebaut, geerntet und dann zu Flachsgarn verarbeitet wird.

Das ganze Dorf ist so angelegt, dass jedes Gebäude, dessen Einrichtung und Bewohner ein bestimmtes Jahr darstellen. So wandert man von Gebäude zu Gebäude und somit durchschreitet man ein ganzes Jahrhundert.

Mein persönliches Highlight ist die alte Mühle, die mit ihren originalen Maschinen ausgestattet, noch immer voll funktionstüchtig ist. Einmal mehr bin ich begeistert mit was für Ideenreichtum die Menschen dieser Zeit gesegnet waren. Simple aber höchst effiziente und zuverlässige Mechanik.

Zuletzt landen wir am Anfang des 20. Jahrhunderts und bestaunen noch ein Ford Model T.

Nach nur 5 Tagen verlassen wir New Brunswick wieder und fahren auf die Gaspesie Halbinsel. Obwohl wir nur kurz in New Brunswick waren, hat es uns doch sehr gefallen und auch hier könnte man wohl problemlos einen ganzen Monat und mehr verbringen.
Ja, interessant, interessant . . .
Dieses rötliche Wasser ist beinahe unheimlich, und ein Tidenhub von 14 m erst recht.
Witzig und instruktiv das ‚Doppelfoto‘ mit Verschiebefunktion 🙂
Weiterhin gutes Gelingen! 🤙🤙
Hallo Markus
Ja der Tidenhub ist echt spektakulär und eindrücklich.
Ja der Vorher-Nachherschieber ist eine coole Spielerei. Habe diesen beim ersten Bericht über die Bay of Fundy auch noch eingefügt.
Einen schönen Nationalfeiertag!
Liebe Grüsse Janosch&Christina