Lofoten – Berge die im Meer versanken und wieder auftauchten

Ich hab schon den einen oder anderen Ort und die eine oder andere Landschaft in meinem Leben gesehen. Oft schon stand ich da und war sprachlos, liess das Gesehene wirken und sog es mit all meinen Sinnen auf. Wie bei einer Droge, steigt die Dosis jedesmal einwenig – die Dosis die nötig ist für einen noch besser Flash. Diese Dosis ist gerade stark gestiegen – auf den Lofoten.

Lofoten

Lofoten ist ein Teil einer Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens, bestehend aus ungefähr 80 Inseln. Aus Sicht der Erdentstehung spannend ist, dass diese Inseln durch aktive Tektonik entstanden, d.h. die bereits bestehenden Inseln, genauer die Bergmassive, wurden durch tektonische Bewegungen mehrfach gefaltet und tauchten dann wieder aus dem Wasser auf. Dadurch sind sie in ihrer Charakteristik gleich wie unsere hochalpinen Berge in den Alpen, mit dem Unterschied, hier beginnen die Gipfel direkt auf Meereshöhe und ragen „nur“ bis zu ungefähr 1200 Meter aus dem Meer.

Blick auf ein Bergmassiv, dass sich aus dem Meer erhebt.
Bergmassiv erhebt sich aus dem Meer.

Googlet man nach Lofoten, so sieht man oft Bilder vom äussersten Zipfel, genauer vom Hafenstädtchen Reine. Die bekannteste Aussicht ist vom Reinebringen (im Winter nicht begehbar und eigentlich mittlerweise als zu gefährlich eingestuft und gesperrt).

Blick über die Inseln der Lofoten.
Lofoten, Blick von Reine aus

Die Landschaft ist enorm vielfältig, und obwohl man zu dieser Jahreszeit (Mitte April) nur an wenigen Orten wirklich weg von der Strasse kann (akute Lawinengefahr und viel Schnee in den man trotz Schneeschuhen oft hüfttief einsinkt), erlebt man Eindrücke die unvergleichlich sind.

Blick auf ein Bergpanorama auf Lofoten im Sonnenuntergang.
Bergpanorama auf Lofoten

Die Strassen führen oft direkt entlang der Bergflanken und über Brücken und Tunnels sind viele Inseln erschlossen.

Blick aus der Luft auf eine Strasse entlang eines Bermassivs auf Lofoten.
Strasse entlang eines Bergmassivs.

Nur wenige Kilometer weiter, breiten sich lange und sehr saubere Sandstrände aus und laden im Sommer zum Baden ein und das ganze Jahr Surfer zum Wellenreiten.

Blick auf einen verschneiten Sandstrand im Winter auf Lofoten.
Sandstrand auf Lofoten im Winter.

Immer wieder ziehen sich kleinere Fjorde ins Landesinnere und bieten ein spektakuläres Bild.

Blick auf Fjord auf Lofoten
Fjord auf Lofoten

Nur um dann durch spiegelglatte Süsswasserseen ergänzt zu werden.

Spiegelung eines Berges im See auf Lofoten
Berg und See

Rorbu

Rorbu ist die norwegische Bezeichnung für eine nur saisonal genutzte Fischerhütte. Das Wort Rorbu setzt sich aus dem Teil „Ro“ (rudern) und „Bu“ (wohnen).  Diese Hütten dienten lange den Fischern als Unterkunft in Gegenden in denen ein ganzjähriges Wohnen nicht möglich ist, wie z.B. hier oben im hohen Norden. Mit dem Aufkommen grosser Fischtrawler verloren diese Hütten aber ihre Bedeutung. Ein Einheimischer, den ich zufällig treffe und dem das Stockfischmuseum und viele Rorbuer in Å gehören, erzählt mir, dass diese Rorbu nur dank dem Tourismus gerettet werden konnten. Den heute dienen sie vorallem als Unterkünfte für Touristen.

Rotes Rorbu auf Stelzen im Wasser.
Typisches Rorbu auf Lofoten

Die alten Rorbu waren aus asbestbeschichtetem Holz und aus Beton gebaut. Dank staatlicher Hilfe in den späten Achtziger (Staat zahlte 35% als Förderung und gewährte ein zinsloses Darlehen von weiteren 15%) konnten die Rorbu umfassend saniert werden und ermöglichten so den Tourismus von Heute.

Blick auf Rorbuer in Reine.
Rorbuer in Reine

Die Rorbuer dominieren die Szenerie, egal wohin man schaut, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es hier im Sommer, also der Hochsaison, zu und her geht. Jetzt ist es fast menschenleer und man kann alles für sich geniessen.

Stockfisch und Tourismus – die beiden Wirtschaftszweige

Die beiden Wirtschaftszweige Stockfischerei und Tourismus sind eng miteinander verwoben – und ermöglichen ihre gegenseitige Existenz. Das Winterhalbjahr ist von der Stockfischerei dominiert, das Sommerhalbjahr vom Tourismus. Dies ermöglicht ein ganzjähriges wirtschaften für die Einheimischen und erhält so auch die traditionelle Fischerei die vom Untergang durch die Industrialisierung bedroht war.

Der Dorsch (oder Kabeljau) ist der Fisch der hier gefangen und oft traditionell an der kalten und frischen Luft getrocknet und dann als Stockfisch exportiert wird. Wenn man um diese Jahreszeit hier ankommt, dann riecht man den Fisch bevor man ihn sieht. Mir wurde komplett halb Schlecht vom Geruch der überall in der Luft hängt. Dies deshalb, weil hier tonnenweise Fisch einfach in der Luft hängt.

Neben modernen Fischtrawlern sind auch traditioniellere Fischerboote im Einsatz. Deren Form geht auf die alte und traditionelle Schiffsbaumethode der Nordländer zurück.

Bild eines traditionellen Fischerboots im Hafen.
Traditionelles Fischerboot auf Lofoten

Wikinger – und das grösste skandinavische Wikingermuseum

Die Inselgruppe, zu denen die Inseln Lofoten gehören, war ein Gebiet, dass vor ca. 1200 Jahren von Wikingern besiedelt war. Wichtige Funde und Ausgrabungen zeugen von dieser Zeit. Viele der Funde sind im Wikingermuseum ausgestellt. Ich bin immer ein kritischer Museumsbesucher, einerseits bin ich interessiert – und in diesem Fall besonders, denn die Vorstellung, dass Menschen hier vor 1200 Jahren erfolgreich gelebt haben fasziniert mich – und andererseits schreckt mich ein zu stark vermarktetes Angebot ab. Und hier ist aus meiner Sicht genau das passiert.

Die topmoderne Ausstellung (Audioguide über WLan abrufbar auf dem Smartphone), gemischt mit spannendem Hintergrundwissen und Ausstellungsstücken, wird getrübt durch ein absolut touristisch ausgeschlachtetes Angebot im Wikingerhaus. Für Kinder zwar ideal, denn alles darf angefasst werden und ausprobiert werden, jedoch ist nichts authentisch und alles nachgebaut – mit dem leichten Hintergedanken, Touristen anzulocken. So bin ich etwas hin und her gerissen – ich sage, wenn man hier ist sollte man es besuchen, aber keine zu hohen Erwartungen haben. Sollte man mit Kindern hier sein, unbedingt besuchen.

Übernachten

Ich weiss nicht wie man es im Sommer macht, aber ich möchte hier nicht ein Zimmer buchen müssen, die Preise werden wohl exorbitant sein. Jedoch gibt es so viel Natur, dass man problemlos mit dem Zelt übernachten kann.

Jetzt im Frühling (Winter) ist es kein Problem, vorallem nicht mit einem Campervan. Es gibt Parkplätze und einsame Ort überalle und so viel man möchte.

Foto von Campervan auf Lofoten auf freiem Parkplatz.
Freistehen auf Lofoten

Und so kann es sein, dass man dann von einem gackernden Schneehuhn am Morgen geweckt wird.

Foto eines weissen Schneehuhns.
Schneehuhn

Fazit

Aus meiner Sicht kann man hier zu jeder Jahreszeit viel Zeit verbringen. Besonders im Herbst muss es hier wohl, so haben mir viele Einheimische erzählt, besonders schön sein. Die Tage sind noch lange genug hell, die Touristen gehen und alles ist in herbstliche Farben getunkt. Jedem der hierher kommt empfehle ich, genügend Zeit einzuplanen, man kann gut einfach durchfahren und dann die Fähre nach Bodø nehmen, aber dann verpasst man viele eindrückliche Erlebnisse.

 

2 Antworten auf „Lofoten – Berge die im Meer versanken und wieder auftauchten“

    1. Hallo Sarah

      freut mich, dass dir die Bilder gefallen. Ein Hobby, dass ich wieder etwas intensivieren möchte während dem Reisen und nun fleissig am Üben und tüffteln bin.

      Liebe Grüsse
      Janosch

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