Wir erleben die Wüste in vielen Facetten, treffen überraschend unsere „Nachbarn“ aus der Heimat und werden eingeholt vom trumpschen Shutdown.
Wir sind etwas unsicher, wie es über Weihnachten in den USA sein wird. Weshalb? Weil erstens die Weihnachtstage bevorstehen und dies die Hauptferienzeit der Amerikaner ist, zweitens weil wir in einer Gegend sind in der viele Snowbirds ihren Winter verbringen und drittens weil der Governmental Shutdown bevorsteht. Und wenn du dich jetzt fragst, was Snowbirds sind, dann bist du nicht alleine. Als Snowbirds werden Amerikaner und Kanadier bezeichnet, die im Norden wohnen und ihren Winter, meist in einem RV, im Süden in der Wärme verbringen.
Der Süden
Wir fahren also im Südlichen Eingang in den Nationalpark und holen uns die nötigen Informationen im Cottonwood Visitor Center. Kurz daruaf gehts auf die Suche nach einem gemütlichen Platz auf dem nahen Campingplatz.
(Wir sind ein erstes Mal fasziniert. Das spannende am Joshua Tree Nationalpark ist, dass hier zwei Wüsten aufeinandertreffen. Im Süden die Colorade Wüste und im Norden die Mojave Wüste. Dies führt zu einer riesigen Vielfalt an Vegetation auf engem Raum. Da es im Park praktisch kein Trinkwasser gibt, bereiten wir uns vor und füllen unsere Wassertanks mit insgesamt 32 Litern Trinkwasser auf (puhh, was für eine Abfallmenge).
Wir kochen was Feines und es dauert nicht lange, da geht schon die Sonne unter – um halb fünf Nachmittags.
Während es tagsüber in der Sonne sehr warm ist, fällt die Temperatur sobald die Sonne weg ist. Wir sind aber ja gut vorbereitet und haben eine Heizung im Trotti BrumBrum. Wir machen es uns gemütlich und fallen bald in den Schlaf. Am nächsten Morgen erwachen wir mit folgender Aussicht.
Was will man mehr? Wir sind glücklich hier.
Der Norden
Die Parkranger haben uns empfohlen, möglichst früh am nächsten Morgen auf einem first-come first-served Campground zu sein damit wir eine Chance haben auf einen Campground. Die grossen Campgrounds sind alle ausgebucht über die Feiertage. Christina schmeisst sich also hinters Steuer und navigiert uns sicher durch die Wüste – während ich nervös nebendran sitze, sehr nervös – finden wir wohl einen Platz zum Übernachten? Wir erreichen den ersten Campground. Wir fahren hinein, wir fahren herum, und weiter herum, und noch weiterherum. Es hat Sand, Steine, Zelte, RVs, Menschen, Hunde, Katzen, Joshua Trees, Kakteen nur eins hat es nicht, Platz für uns. Jetzt bin ich richtig nervös – und etwas angesäuert. Also ab zum nächsten Campground. Wir fahren hinein, wir fahren herum, und weiter herum, und noch weiterherum. Es hat Sand, Steine, Zelte, RVs, Menschen, Hunde, keine Katzen – und einen wunderschönen Platz für uns. Jackpot! Jetzt bin ich nicht mehr nervös.
Diesen Platz geben wir nicht so schnell wieder her. Wir planen hier Weihnachten zu verbringen – zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass uns da noch was dazwischen kommen wird. Doch zunächst geniessen wir die Wüste. Es ist beinahe Vollmond und man kann Nachts ohne Taschenlampe durch die Wüste gehen – man fühlt sich wie in einem Star Trek Film. Einzig die heulenden Kojoten bringen einem dann wieder zurück in die Realität.
Cholla Cactus Garden
Nach einer ruhigen ersten Nacht machen wir etwas Pause. Am Abend entscheiden wir uns den nahe gelegenen Cholla Cactus Garden anzuschauen. Beim Cholla Cactus, auch Jumping Cholla genannt, handelt es sich um einen Kaktus der sehr feine und lange Nadeln hat. Die Nadeln sind so fein, dass man deren Spitzen fast nicht sieht und sie einem stechen können obwohl man denkt man ist noch genügend weit weg – der Kaktus springt einem sozusagen an. Die kleinen Widerhaken helfen dann auch nicht wirklich. In der Übergangszone zwischen Colorado Wüste und Mojave Wüste fühlen sich diese Katkeen überaus wohl und so hat es in diesem Gebiet tausende diese Kakteen – ein Kaktusgarten eben.
Die Strasse führt direkt durch das Kakteenfeld. Es hat ebenfalls einen kleinen Wanderweg der einem weiter in das Feld hineinführt.
Neben dem Fotografieren von Kakteen, fotografiere ich gerne auch Fotografen die Kakteen fotografieren – oder sich selber.
Macht man ein Fotoshooting mitten auf der Strasse, muss man damit rechnen, dass ein Auto kommt. Und wenn dieses kommt, dann muss man pressieren….
Nach vielen Eindrücken geht es zurück zu unserem Campingplatz. Wir machen es uns gemütlich, kochen was feines und zünden ein Feuer an. Wir haben nicht viel Holz und somit wird unser Feuer nicht lange anhalten. Konstant fahren Autos mit Menschen darin vorbei, die auf der Suche nach einem Campground sind. Wir machen einen Witz und sagen, der erste der Vorbeikommt und uns Feuerholz anbietet, der darf bei uns auf den Platz und hier übernachten. Kaum gesagt, hören wir aus dem dunkeln eine Stimme die uns anspricht – auf Schweizerdeutsch, mit Rheintalerdialekt. Thomas und Laura haben unser liechtensteiner Nummernschild gesehen und angehalten um uns Hallo zu sagen. Da sie einen Campingplatz suchen – und Feuerholz haben – laden wir sie ein bei uns auf den Platz zu kommen.
Ankunft der Nachbarn
Thomas und Laura sind drei Monate lang der Westküste der USA entlanggereist und stehen kurz vor dem Ende ihres Tripps. Es stellt sich heraus, dass sie von Grabs und Sargans sind – also Nachbaren von mir sozusagen. Insgesamt werden wir drei Nächte zusammen verbringen und eine tolle Zeit haben. Am zweiten Tag brechen wir gemeinsam zu einer kleinen Wanderung auf um den Sonnenuntergang über der Wüste zu bestaunen.
Governmental Shutdown
Jeden Morgen kommt ein Parkranger vorbei und kontrolliert die Camppermits. Zweimal am Tag kommt ein Parkmitarbeiter und reinigt die Toilleten. Am Abend kommen die Parkranger und patroullieren auf dem Campground. An diesem Samstag ist plötzlich niemand mehr hier. Als auch am Nachmittag noch niemand auftaucht, realisieren wir, dass wohl eingetreten ist, was wir befürchtet haben. Der Nationalpark hat kein Geld mehr um seine Mitarbeiter zu bezahlen weil Mr. President eine Mauer bauen will. Was heisst das für uns jetzt? Wir wissen es noch nicht so genau. Am nächsten Tag erfahren wir, dass der Nationalpark offenbleibt, die Campgrounds können weiter benutzt werden, es wird aber nichts mehr unterhalten. D.h. keine Abfallentsorgung, keine Kontrollen und vorallem die Toileten werden nicht mehr geputzt und unterhalten. Zunächst ändert sich nichts. Der Campground bleibt ruhig und es hat genau gleichviele Leute im Park. Wir geniessen die Zeit hier nachwievor. Doch bereits am zweiten Tag, oder besser in der zweiten Nacht ändert sich dies. Am Abend des 23. Dezember beginnen Leute irgendwo neben dem Campground zu campen, feuer anzuzünden und die Party mit lauter Musik beginnt. Am 24. Dezember entscheiden wir uns zu gehen. Wir brechen am Morgen auf und geniessen einen letzten Tag in vollen Zügen.
Wir entscheiden uns, einige Highlights des Parks zu besuchen. Dazu müssen – oder dürfen – wir auch auf Strassen fahren die nicht geteert sind. Dies bringt uns an eine paar wunderschöne Ecken im Park. Nicht fehlen darf auch der Skull-Rock.
Als letztes fahren wir die kurvige Strasse zum Keys View und geniessen einen letzten Blick zurück in Richtung Salton Sea und über den Joshua Tree Nationalpark.
Am Abend verlassen wir den Joshua Tree Nationalpark und quartieren uns in einem schönen Motel mit einer Sprudelbadewanne ein und geniessen einen gemütlichen Weihnachtsabend.
Was nach uns geschah
Wir haben uns entschieden, den Park drei Tage nach dem Shutdown zu verlassen. Später haben wir erfahren, was mit dem Park passiert ist. Zunächst ist die lokale Community eingesprungen. Menschen aus der Gegend haben begonnen die Toiletten zu reinigen und mit WC Papier zu versorgen sowie den Abfall wo möglich zu entfernen. Dies ging gut bis zum 2. Januar. Nach einigen Beschädigungen und viel Abfall durch die Silvesternacht entschied der National Park Service die Campgrounds zu schliessen, offiziell wegen überlaufender Toiletten. Nach mutwilliger Beschädigung im Park wurde angekündigt, den Park am 9. Januar zu schliessen. Kurz darauf wurde aber bekannt, dass der National Park Service Gelder aus Parkeinnahmen einsetzt um den Abfall im Park zu entsorgen und mehr Park Ranger auf Patroullie zu schicken. Dadurch kann der Park wohl aufbleiben. Leider kam es in den drei Wochen des Shutdowns aber teilweise zu massiven Beschädigungen – so wurden Joshua Trees gefällt um neue Offroad-Strassen anzulegen. Es gibt halt solche und solche Menschen. Die einen helfen freiwillig den Park offen zu halten, die anderen nutzen die Abwesenheit der Ordnungshüter aus und zerstören die Natur.
Reisezeitraum: | 18. Dezember bis 24. Dezember 2018 |
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Hallo ihr beiden!
Hab wieder einmal vergessen meinen Namen einzutragen und schon war mein Kommentar weg.
Nun noch einen Versuch. Es ist immer schön eure Reise mit den tollen Bildern und euren Abenteuer mitzuverfolgen.
Und ich wäre auch wundrig, wie der Thomas aus Grabs mit Nachnahmen heisst, da ich einige Grabser kenne.
Bei uns hier schneit es und es ist alles weiss verzuckert und wunderschön. Bin gespannt, wie heisst ihr es noch habt da drüber unten im Süden. Freue mich schon auf eure nächsten News. Habt’s gut und noch viele tolle Erlebnisse.
Liebs Grüessle
Anna
Hallo Anna
danke :-D. Hier hat es teilweise auch Schnee, jenachdem wo man ist.
Liebe Grüsse
Janosch
Ja Sachen gibt es… Dieser Donald 🙁 Kommt jetzt ja nicht nach Davos…. Keiner ist traurig 🙂
Der Park sieht aber sehr schön aus….. Und dann trifft ihr noch einen Grabser
Thomas wer? Kenn ich villeicht? 🙂
Noch eine schöne Zeit…. LG Beatrice
Ja der Park ist wunderschön :-D.
Gruss
Janosch