Hirtshals

Ja ja genau, dieses verlassene Kaff in dem ich meinen Bart schneiden lassen wollte – und shoppen und so. Meine Fähre fuhr um 20.00 Uhr, ich traf um ca. 13.00 Uhr dort ein. Was also tun?

Geografische Lage

Hirtshals ist eine dänische Hafenstadt, ganz oben bei Dänemark – wirklich ganz oben, weiterhoch geht nicht (ok, Skagen liegt noch etwas weiter oben). Man fährt also gemütlich auf der Autobahn hoch in den Norden und wird dann darauf hingewiesen, dass die Autobahn bald endet. Noch bevor man nach Hirtshals hineinkommt, zeigen grosse Strassenschilder die verschiedenen Hafenteile und somit auch die verschiedenen Schifffahrtsgesellschaften an. Den durch die geografische Lage ganz im Norden fahren von hier Schiffe nach Norwegen, Färör Inseln und Island (vielleicht auch noch sonstwohin). Das ist aber nur ein Teil des Hafens, Hirtshals ist auch der zweitgrösste Fischereihafen Dänemarks und somit vorallem ein riesiges Industriegelände (das nach Fisch stinkt).

Historisches

Der Name Hirsthals geht gemäss Wikipedia auf den holländischen Ausdruck Hartzhals (Hirschhals) zurück da holländische Seeleute im 16. Jahrhundert im Höhenzug einen Hirschhals sahen (ich habe ihn nicht gesehen, aber ich stand ja sozusagen auch auf ihm drauf). Sonst gibt es nicht viel zu sagen zum Historischen ausser natürlich die Schifffahrt und somit auch das Militär. Und damit komme ich auch schon zu den Sehenswürdigkeiten.

Sehenswürdigkeiten

Wie gesagt ich musste ja 7 Stunden totschlagen. Die erste halbe Stunde fuhr ich durch die Stadt (von den rund 6000 Einwohner habe ich nicht viele gesehen). Mit Shoppen war auch nichts, alles zu. Da tauchte plötzlich ein Schild auf: „Bunkermuseum“. Jawohl, los das muss ich anschauen – klingt doch spannend. Also den Schildern folgen und siehe da, da gibt es was anzuschauen – nämlig ein Leuchtturm.

Leuchtturm der dänischen Stadt Hirtshals.
Leuchtturm von Hirtshals

Der Leuchtturm von Hirtshals

Ein sehr imposantes Ding (man kann hochgehen und es windet wie die Sau dort oben). Der Leuchtturm datiert auf das Jahr 1863 und wurde unter König Friedrich VII gebaut, dessen königliches Monogramm immer noch den Turm ziert. Der Leuchtturm ist 35 Meter hoch und hat eine Fokushöhe von 57 Meter (keine Ahnung was eine Fokushöhe ist – wer es weiss darf es gerne in den Kommentar schreiben). Der Leuchtturm wurde 1973 automatisiert und ist heute noch in Betrieb, bis 1997 war noch ein Leuchtturmwärter vor Ort stationiert.

Aber moment, eigentlich wollte ich doch ein Bunkermuseum ansehen? Ich lass mich aber auch schnell ablenken. Von oben vom Leuchtturm aus habe ich dann das „Museum“ auch entdeckt.

Bunkermuseum in Hirtshals

Denn schaut man vom Leuchtturm runter, so realisiert man, dass man mitten in einem riesigen Areal steht, welches voller verschiedenster Bunker und Verteidigungsanlagen ist.

Aussicht vom Leuchtturm auf das Areal des Bunkermuseums in Hirtshals
Bunkermuseum in Hirtshals

Während dem 2. Weltkrieg baute Deutschland rund 7500 Bunker in Dänemark während der Besatzungszeit von 1940 bis 1945. Die 6000 Bunker an der dänischen Küste waren Teil des deutschen Atlantikwalls welcher von Spanien bis hoch zum Nordkapp ging (wusste ich gar nicht – was man so alles lernt unterwegs).

Das Bunkermuseum Hirtshals ist die einzige, vollständig ausgegrabene und für die Öffentlichkeit zugängliche Verteidigungsanlage in Dänemark. Sie besteht aus 54 zugänglichen Bunkern sowie verschiedenen Kanonen-, Mörser- und Maschinengewehrstellungen. Insgesamt besteht die Anlage aus 70 verschiedenen Stellungen die mit 3.5 km Laufgräben verbunden waren.

Einige Bunker sind so eingerichtet, wie sie damals waren – und ich hoffe, dass ich in meinem ganzen Leben nie in einem solchen Bunker sein muss und auch die Kinder, der Kinder meiner vielleicht zukünftigen Kinder nie sowas erleben müssen (auch die Kinder der vielleicht zukünftigen Kinder sowie die vielleicht zukünftign Kinder nicht – eigentlich niemand).

Durch den Bau des Atlantikwalls wollte die deutsche Wehrmacht die Westfront gegen Invasionenen der Alliierten verteidigen – glücklicherweise ist dieser Plan letzten Endes nicht aufgegangen.

Die Anlage in Hirtshals war zum Zeitpunkt der Invasion im Jahre 1944 wohl fertig, nützte dann aber auch nicht mehr viel. Was Donald Trump nicht gelingt, gelang den Deutschen, sie liessen die Bunkeranlage durch diverse „Tricks“ (oder Druck könnte man auch sagen) vom dänischen Staat bezahlen, denn sie liessen schlicht die dänische Nationalbank Noten für die deutsche Wehrmacht drucken mit denen sie dann die Rechnungen beglichen.

Nach dem Krieg musste das Gebiet rund um Hirtshals von 6254 Tretminen und 19844 Panzerminen befreit werden.

All diese Fakten konnte ich einer kleinen Broschüre entnehmen die ich mir gemütlich in meinem warmen Bus zu Gemüte führte, während draussen die anderen in ihren „normalen“ Autos in der Kält warteten.

Hafenanlage

Denn mein eigentliches Ziel, ausser meinem Bart einen neuen Schnitt zu verpassen, war ja die Fährüberfahrt von Hirtshals nach Bergen. Auf dem Ticket hiess es nur man müsse spätestens um 19.00 Uhr dort sein, um 19.30 wird der Check-In geschlossen und um 20.00 fährt die Fähre ab. Weitere Infos gab es nicht.

Also wie war das nochmals? 13.00 Uhr Ankunft, 13.30 Stadtrundfahrt, 13.45 Ankunft Bunkermuseum Leuchtturm, 13.50 Besteigung desselben, 13.58 Abstieg von Letzterem, bis ca. 14.45 Besichtigung Bunkermuseum (es hat ja gewindet wie die Sau und war obendrauf auch noch saukalt). So jetzt ist es also 15.00 Uhr und jetzt? Ja ihr wisst schon, warten und so in verschiedenen Schlangen, mit Heizung, Musik, Literatur und einem Yoghurt. Um 19.45 hiess es dann rauf auf die Fähre – hinter mir der Hafen von Hirtshals.

Blick auf den Anleger der Fjord Line im Hafen von Hirtshals
Hafen von Hirtshals – Anleger der Fjord Line

 

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