Wenn immer möglich, möchte ich auch etwas aus der Geschichte des Landes in dem ich mich aufhalte mitnehmen. Grain Elevators sind ein sehr dominantes Element in der Prärie von Kanada und bergen reichlich Historisches um darin abzutauchen.
Grain Elevators, oder Getreide Lifte wie man wohl auf Deutsch sagen würde, waren und sind essentiell für die Getreidelandwirtschaft hier. Sie sind die Schnittstelle zwischen den Farmern und dem Getreideweltmarkt.
Grain Elevators haben zwei wichtige Funktionen, damals wie heute. Erstens dienen sie als Zwischenlager für die Zwischenhändler und zweitens werden sie benötigt um das Getreide von den Trucks auf die Eisenbahnwagons zu verladen. Deshalb gehört zu den Grain Elevators immer auch ein Schienennetz – und somit auch Güterzüge, lange Güterzüge. Die Betreiber der Grain Elevators sind meist Händler die das Getreide von den Bauern abkaufen und danach weiterverkaufen. Oftmals stehen mehrere Grain Elevators verschiedener Firmen nebeneinander und nutzen dieselbe Bahninfrastruktur.
In Inglis kann man 4 historische Grain Elevators besichtigen und dies wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Ein Verein sorgt dafür, dass diese historischen Gebäude erhalten bleiben und von Interessierten besichtigt werden können. Aufgehts, die Besichtigungsdame scheint zwar nicht so interessiert zu sein uns die Führung zu geben, ich lass mich aber tapfer nicht abhalten und halte sie durch meine vielen Fragen vom Ende der Führung ab – so soll es sein, ich habe ja bezahlt ;-). Das Prinzip ist heute immer noch dasselbe, auch wenn heute einfach alles viel Grösser ist als damals. Ein Grain Elevator besteht im Wesentlichen aus einem Lift der meist in der Mitte angeordnet ist und das Getreide in die Höhe transportiert sowie meheren Kornkammern (bis zu 20 Stück) in denen das Getreide gelagert wird. Eine ausgeklügelte Mechanik und Verteilschächte sorgen dafür, dass mit einem Lift alle Schächte sowie das Verladen auf die Zugwagons erfolgen kann.
Das Getreide wird angeliefert und kontrolliert (Feuchtigkeit und Sauberkeit) bevor es in einen unterirdischen Bunker (unterhalb des Wagens) abgelassen wird. Von dort wird es mit dem Lift in den ausgewählten Speicher transportiert.
Die Getreidespeicher sind unten trichterförmig und haben an zentraler Stelle einen Auslass.
Je nachdem welcher Speicher „zugeschaltet“ ist, wird nun das Getreide wieder in den Bunker abgelassen um von dort erneut dem Lift zugeführt zu werden um dann z.B. auf einen Eisenbahnwagon verladen zu werden.
Während heute die Grain Elevators elektrisch betrieben werden, waren früher Dieselmotoren dafür nötig. Da der Getreidestaub hochexplosiv sein kann, waren die Motoren in einem separaten Gebäude untergebracht.
Von den meherern tausend Grain Elevators gibt es heute nicht mehr sehr viele die noch gut erhalten sind. Nach und nach mussten sie moderneren weichen. Oft werden dabei meherer durch einen grossen ersetzt.
Das Foto oben wird wohl eines der letzen sein dieses historischen Grain Elevators, die Abbrucharbeiten nebenan waren in vollem Gange.