Das wars mit Norwegen!

Heimweh holt mich ein, nicht Heimweh nach Liechtenstein, sondern Heimweh nach Norwegen.

Die letzen Tage

Natürlich war klar, irgendwann heisst es nach Hause gehen – ähm nein, nicht nach Hause, nur weiter. Doch selten hatte ich solche Mühe. Nach fast zwei Wochen in der Hardangerregion mit Sonnenbaden, Eisessen, viele Begegnungen mit Menschen und viel Zeit für mich, musste ich mich entscheiden wie ich den wieder aus Norwegen ausreise. Ich entschied mich nach Süden zu fahren und die Fähre zu nehmen.

Touristenatraktionen

In Røldal verbrachte ich zwei Tage auf dem Seim Campingplatz um etwas die Sonne zu geniessen und die ungefähre Route zu planen. Ich entschloss mich, den nationalen Touristenstrassen entlang gen Süden vorzuarbeiten.

Los gings. Da war nämlich gerade die allererste nationale Touristenstrasse um die Ecke die ich in Norwegen fahren wollte als ich im März ankam. Nur leider bin ich an der Wintersperre gescheitert – ab da wusste ich es besser und habe mich immer brav vorab online informiert. Beim Entlangfahren wurde mir auch klar weshalb die Strasse gesperrt war. Eine schmale Bergstrasse führte einmal mehr hoch in die Berge und rechts und links der Strasse hatte es noch immer mehrer Meter Schnee (haha noch einmal Schnee).

Weiter gings dem Atlantik zu – hmm da war aber noch was? Kurz meine Strassenkarta raus – ja genau – der Preikestolen (Priesterkanzel zu Deutsch), eine imposante Felsformation rund 600 Meter über einem Fjord. Genau die will ich machen, jeder macht die kurze Wanderung da hoch. Jep jeder, bereits am Morgen war der Parkplatz so voll und eine lange Autoschlange wartete vor den Einweisern darauf, einen Platz zu kriegen. Nope, nichts für mich, jep die Touristensaison hat begonnen.

Weiter gings, gibt ja noch das eine oder andere schöne Fleckchen in Norwegen – ganz ohne Touristen. Guck, zum Beispiel hier – keine Touristen weit und breit :-D.

Foto eines bewachsenen Berges mit Spiegelung im Fjord.
Fjord-Berg-Wasser Spiegelung

Atlantikküste

Der südwestliche Teil offenbart – einmal mehr – eine neue Landschaftsszenerie. Müsste man es irgendwie vergleichen, so wäre es wohl eine Mischung aus französischer Atlantikküste und toskanischer Mittelmeerküste. Traumhaft. Zwischendurch, viele Höfe.

Foto eines einsamen Hofs am Fjord.
Einsamer Hof am Fjord

Es war auch hier, wo ich den CSA Betrieb besucht habe. Doch irgendwie stellte sich bei mir dann eine Reisemüdigkeit ein. Die Eindrücke so zahlreich, die Fotos noch zahlreicher und die Kilometer zu fahren noch viel zahlreicher. Ich hatte den Reiseanschiss.

Ich ein Mörder

Und wenns dumm läuft, dann so richtig. Entlang der Atlantikküste hat es viele Vögel, viele suzidal gefährdete Vögel. Sie sitzen auf der Strasse und fliegen erst im letzten Moment weg. Ein paar Mal bremst man, die Hintermänner hupen weil man abprubt bremst. Dann bremst man nicht mehr so fest. Und dann erwischt man so einen blöden Vogel (scheisse ich bin ja ein Tierfreund) aber diese Vögel waren echt nervig – und so hängt jetzt so ein scheiss Vogel in meinem Kühlergrill – na super. Ich kann vieles, aber ich kann keine toten Tiere anfassen – vor allem nicht, wenn ich mir nicht sicher bin ob sie wirklich tot sind. Und da hängt nun dieser scheiss kleine Vogel in meinem Kühlergrill hinter der Plastikfront. Und jetzt? Von selbst kommt der da nicht mehr raus. Es ist Feiertag vor verlängertem Wochenende, alle Garagen geschlossen. Fuck you scheiss Vogel echt jetzt!

Also raus auf einen Parkplatz, Stöckchen holen – ein ganz langes Stöckchen (ok ich mach mich hier gerade zum Affen, aber hey, man kann halt nicht alles gut können). Ok der Vogel ist definitv tot, aber wie um Himmelswillen krieg ich den da raus?

Langer Rede kurzer Sinn, Lasso gebaut aus Packetschnur, irgendwie hinbekommen dem armen toten Vogel dieselbe um den Fuss zu wickeln….. der Rest ist mir entschwunden. Das Adrenalin hoch, puhh der Vogel ist draussen. Schnell weiterfahren. Jaja lach du nur, ich fands nicht lustig! Jetzt schon ein bisschen, aber nur ein bisschen. So und jetzt wieder zu den schönen Dingen.

Ich war immer noch genervt und Reisemüde, also fuhr ich einfach die ganze Atlantikküste runter bis zum Südkapp – jawohl auch das gibts. Dort hat es, gemäss meiner App einen guten Stellplatz.

Südkapp

Das Südkapp, ja ok, ein Fleckechen Stein mit einem Leuchtturm drauf that’s it hier solltest du mir nicht glauben, in Tat und Wahrheit ist es schön dort, aber ich war genervt und wollte nur eine Nacht schlafen und mir die schöne Gegend am nächsten Tag anschauen. Aber eben läufts dumm, kommts noch dümmer – oder so.

Abends vor dem Zubett gehen klopft es an die Scheibe – ich müsse im Fall Morgens um 8.00 Uhr hier weg sein, und zwar komplett. Die Tour de Fjord starte hier und sie brauchen den Platz – weit und breit keine Parkmöglichkeit. Ja super ihr verdammten…. ach was solls. Schlafen und am nächsten Tag aufstehen. Man hätte ja auch ein Schild da hinstellen können – nee man kommt Abends spät vorbei.

Hey aber etwas Gutes hatte der späte Besuch – ich bin nocheinmal raus gegangen. Und wow, was für eine Lichtstimmung – that’s the blue hour baby, yess!

Foto von Wasser und Steinen mit einem rot-gelben Sonnenuntergang am Südkapp in Norwegen.
Sonnenuntergang am Südkapp

Der Anfang vom Aufstieg meiner Gemütslage aus dem Keller in den Himmel.

Campingplatz – aber nur das Beste ist gut genug?

Nach einer guten und erholsamen Nacht war ich also kurz vor Acht nicht mehr auf dem Parkplatz. Gemütlich fuhr ich ein paar Kilometer weiter nach Mandal auf den Sandnes Campingplatz – ein Zufallsfund auf Googlemaps. Und hey, hier war meine Laune wieder top.

Es gibt Campingplätze die günstiger sind (wenn auch nicht viel), Campingplätze die besseres WiFi haben (nur etwas besser), Campingplätze die spektakulärer liegen (z.B. am Geirangerfjord), aber so was habe ich noch nie erlebt. Der Sandnes Campingplatz wird von einem Ehepaar betrieben und das mit jeder Faser ihres Daseins. Jedes kleinste Details ist liebevoll gestaltet, sie lesen einem die Wünsche förmlich von den Lippen ab, es herrscht eine total gemütliche Atmosphäre. Sie haben sogar kleine Wanderwege in der Umgebung angelegt, folgt man einem davon so steht da mitten im Nichts – ein Piano, ein P I A N O, einfach so. Ich kann diesen Campingplatz nur jedem wärmstens empfehlen, nicht zuletzt, da er sehr verkehrsgünstig nicht weit von Kristiansand liegt -dem Tor zu Norwegen oder nach Dänemark.

Die Fähre

Ja und dann hiess es wohl oder übel Abschied nehmen. Am Donnerstag war es soweit, der Fährpreis niedrieg, Hamburg ruft, also los. Rauf auf die Fjord Cat. Puhh, sowas habe ich auch noch nie erlebt. Das Ding schiesst förmlich über das Wasser und nach etwas mehr als zwei Stunden ist man schon in Dänemark. Ich habe kurz gefragt ob ich wieder zurück fahren darf, aber sie wollten mich nicht mehr mitnehmen – also musste ich raus.

Dänemark

Nach einer Nacht am Autostrand in Dänemark (keine Ahnung ob ich dort übernachten durfte) fuhr ich los. Und mit jedem Kilometer fühlte ich mich fremder. Ich merkte richtiggehend, dass ich mich so an Norwegen gewöhnt habe, dass jetzt alles fremd wirkt – ich hatte Heimweh nach Norwegen. So entschied ich mich direkt durch Dänemark durchzufahren und an die Ostsee zu gehen.

Ostsee

In Deutschland angekommen, dann ein Schock. Ein Preisschock. Erneut, ich war so an Norwegen gewöhnt, dass ich im Edeka viel zu viele Dinge gekauft habe – alles so günstig – alles Dinge die es in Norwegen nicht gab. Tofu, frisches Biogemüse, Haloumi, Käse – ja guter Käse – feines Brot. Am Ende bezahlte ich so viel wie für einen Liter Milch und ein Brot in Norwegen (ok das ist jetzt etwas übertrieben, aber so hat es sich angefühlt – versprochen).

Und so sitze ich jetzt hier auf dem Campingplatz Ostseeblick und resümiere (gibts das Wort auf Deutsch?) über die Zeit in Norwegen während ich die administrativen Sachen für die Verschiefung nach Kanada vorbereite. Jep, jetzt kommt dann Christina dazu (tatsächlich ist sie bereits in Lübeck als ich diese Zeilen schreibe – nur ca. 100 Kilometer entfernt) und das Abenteur beginnt erst richtig – unsere erste gemeinsam Wohnung und die hat erst noch vier Räder.

2 Antworten auf „Das wars mit Norwegen!“

  1. Gut, Janosch, spektakulär schöne Bilder, tolle Erlebnisse!
    Übrigens, sowas wie mit dem Vogel haben wir auch erlebt, in Schottland, da gab es Strassen voller Hasen, denen man unmöglich ausweichen konnte. Dutzendweise lagen sie plattgemacht auf der Strasse. Ich habe gewiss auch einige überfahren. Vielleicht erinnert sich Christina noch daran.
    Viel Glück in Lübeck, und gute Überfahrt!
    Markus

    1. Hallo Markus
      uii dieser Kommentar ist mir doch glatt durch die Lappen gegangen und ich habe noch gar nicht geantwortet. Ja Christina hat mir davon erzählt, allerdings sind die Erinnerungen nicht mehr so sehr vorhanden.

      Gruss
      Janosch

      P.S. danke für das Kompliment zu den Bildern :-D.

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